The Browning - Geist

Review

THE BROWNING nicht zu mögen ist vermutlich leichter als etwas in ihrem Trancecore zu finden. Abgesehen davon, dass man auf diesen Stil steht natürlich – dann macht „Geist“ vermutlich sowieso Spaß. Zumindest im Ansatz, denn als spaßig geht „Geist“ nicht wirklich durch. Entgegen der häufig aus sehr nerviger, meist seichten Unterhaltung bestehen Mischung aus Metalcore, Elektro, Dubstep und Trance, die hierzulande häufig Anklang findet, sind THE BROWING, sagen wir mal, sehr humorlos.

THE BROWNING setzen mehr auf Atmosphäre als auf Party

Heißt im Klartext: Die Metalcore-Parts sind brachial und die Trance-Parts könnten so mitunter auch in den Kellergewölben hiesiger, etwas größerer Metal- und Rock-Schuppen laufen, statt in der Ballermanndisko beim Sangria-Wettsaufen.

Das kann einem natürlich trotzdem gehörig auf den Zeiger gehen wie der Opener „Amnesia“ gerade zum Ende untermauert. Andererseits offenbart „Geist“ neben viel Mittelmaß in den Einzelteilen, im Gesamtkontext ein paar gelungene bis gar spannende Momente. Das ist immer dann der Fall, wenn die Einflüssen nicht getrennt aufeinander folgen, sondern in ein Gesamtbild verschmelzen – und ja, weniger nach Party klingen, sondern auf Atmosphäre setzen. So zum Beispiel in „Awaken The Omega“, dass mit seinem Klargesang und der Sci-Fi-Stimmung als kleines Highlight durchgeht.

„Geist“ ist eine Achterbahnfahrt für die Geschmacksnerven

Ähnliches schaffen THE BROWNING zeitweise noch in „Final Breath“, dass der emotionale Höhepunkt der Scheibe ist und dem tatsächlich entrückten Abschluss „Skybreaker“, der zumindest bei mir eher Erinnerung an EBM-Floors als an Moshpits weckt. Dazwischen offerieren THE BROWNING allerdings allerhand Stückwerk von der Stange. Hier und da blitzt aber selbst da interessantes auf: So ist der Rap-Part von Jake Hill in „Carnage“ erst überraschend, dann wirklich gut. Leider beinhaltet das Stück gleichzeitig auch einen der nervigsten Dubsteb-Parts der Scheibe.

„Geist“ ist alles in allem eine ziemliche Achterbahnfahrt für die Geschmacksnerven. Wer das Genre in seinen Grundzügen ablehnt, der wird sicherlich schreiend Reißaus nehmen. Allerdings tut man THE BROWNING damit vielleicht unrecht. Denn bei den Jungs geht es nicht um Glitzer-Parties und Konfetti, sondern um einen tatsächlich interessanten Ansatz, die Genres zu verknüpfen. Muss man nicht mögen, kann man ablehnen, aber wer konzentriert lauscht, entdeckt vielleicht ein bisschen was – ich zumindest kann mich mit Teilen des Albums anfreunden – ein ehrlich seltsames Gefühl.

20.11.2018

Chefredakteur

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