The Bonny Situation - Passengers 2007-2011

Review

Ich habe diese Woche zwar schon einen Asteroiden-Vergleich für’s Rezensieren bemüht, doch ich wiederhole mich auch gern mal. Asteroiden sind ja durchaus große Himmelskörper, die dennoch fast unbemerkt an uns vorbeisausen können. Glück gehabt, kann man sich da sagen. Wenn THE BONNY SITUATION ein Asteroid wären, dann sind sie ganze vier Jahre an mir vorbeigerauscht, und ich kann von Glück reden, weil sie jetzt endlich auch bei mir eingeschlagen sind.

Tarantino-Fans haben beim Bandnamen sofort Bilder im Kopf, und das was die Ohren serviert bekommen, ist elektronisch angehauchter, bisweilen poppiger Alternative Rock in einer Qualität, wie ich sie schon seit langem nicht mehr von einer deutschen Band gehört habe. Kaum passender könnte da der Umstand sein, dass es sich bei „Passengers 2007-2011“ um eine Retrospektive des bisherigen Schaffens handelt. In den vier Jahren ihrer Existenz haben die Duisburger es auf eine beachtliche Zahl an Veröffentlichungen gebracht, darunter drei EPs und zwei Alben.

Vom hauseigenen Label heißt es dazu, „11 Tracks, die so klingen, als gehörten sie schon immer auf ein Album“. Diese für 99,9% aller Best-Ofs nicht zutreffende Aussage beschreibt den Charakter der Zusammenstellung erstaunlich gut, denn tatsächlich ergeben die Songs ein kohärentes und zugleich auch differentiertes Bild. Eine abwechslungsreiche, dynamische Platte, bei der die älteren Songs ebenso frisch klingen wie das jüngste Material, beinahe so, als ob sie alle aus dem gleichen Prozess stammen.

Ob melodramatische Eleganz („Thermometer“), Post-Punk Avancen á la EDITORS oder INTERPOL („Where Are You Now“), kraftvoller Synth Rock („Neonriverboat“) oder riffstarker Alternative („Two Lazy Apes“) – die sechs Musiker beweisen nicht nur ihr Händchen an den Instrumenten sondern auch ein beeindruckendes Talent für hervorragende Songs, an Einflüssen reich (bis hin zu NINE INCH NAILS im „D34f P0wd3r“ Remix) und von internationalem Format. Die Uptempo-Nummer „Beat & Strobe Light“ könnte man in einer Blindstudie auch locker in Übersee vermuten.

Auf ihrer Website schreiben sie, „wuchtig und überwältigend, aber irgendwie auch immer mit genau den Melodien, die einem beim Einschlafen noch zwischen den Ohren hängen.“ Das kann ich absolut unterschreiben. Warum die Jungs nicht schon längst im Radio laufen, kann ich mir nur so erklären: Sie sind zu gut dafür. Und eigentlich sind sie auch zu gut zu ihren Fans, denn sie bieten ohne Ausnahme alles was sie haben zum kostenfreien Download auf ihrer Bandcamp-Seite an. Wer durch „Passengers“ also Blut geleckt hat, kann sich sofort Nachschub besorgen!

27.07.2011

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