Das finnische Veneskoski gehört bislang eher nicht zu den bekannten Metal-Hotspots, dank Tero Ruohonen und Jussi Hänninen könnte sich das allerdings in Zukunft ändern. Neben ihrer Hauptband AUTUMNFALL, die im Bereich des melodischen Schwarzmetalls angesiedelt ist, betreiben die beiden auch noch das Projekt THE BLEAK PICTURE, dessen Sound sie selbst als Mischung aus Melodic Death und Doom Metal beschreiben. Wer jetzt denkt „na Klasse, noch ein INSOMNIUM-Klon“ liegt allerdings falsch, denn auf ihrem Album-Debüt „Meaningless“ orientieren sich die beiden weniger an ihren Landsleuten, stattdessen beackern sie sowohl eine andere Himmelsrichtung, als auch eine andere Zeit.
THE BLEAK PICTURE – Mutiger Start
Einen Zehnminüter als Opener zu verwenden ist per se schon einmal mutig, wenn ein überlanger Song allerdings so gelungen ist wie „Prisoner Of Your Own Sins“ und darüber hinaus noch die Marschrichtung des kompletten Albums so gut zusammenfasst, einfach nur folgerichtig. Hier zeigt sich auch bereits die Stärke und gleichzeitig das größte Alleinstellungsmerkmal: Der schwer in Worte zu fassende allgemeine Sound der Platte. Denn, so wie „Meaningless“ klang schon lange nichts mehr im Bereich melodischer Death Doom, am ehesten erinnert die gleichzeitig eiskalte und doch irgendwie anheimelnde Stimmung an PARADISE LOST Anfang der Neunziger („Shades Of God“), manchmal aber auch an die Gothic-Experimente der Briten einige Jahre später. Vor allem die kunstvoll verwobenen melodischen Gitarrenteppiche, mal im Hintergrund wabernd, mal im Vordergrund berührend, jagen immer wieder Schauer über den Rücken des Hörers.
Danach haben THE BLEAK PICTURE ihr Pulver noch lange nicht verschossen, wenn man aber auch ehrlicherweise sagen muss, dass „Prisoner Of Your Own Sins“ bereits zu den stärksten Nummern des gesamten Albums zählt. Das folgende, weniger ausladende Material setzt noch stärker auf Atmosphäre als der Opener, beispielsweise mit gelungenen Spoken-Word-Passagen, ist oft etwas simpler gestrickt, dennoch ungemein effektiv. So kombiniert man tiefe Traurigkeit gekonnt mit Melodiösität, die sofort ins Ohr geht.
Auch vorher noch nicht eingesetzte Elemente, wie der wehklagende Klargesang oder auch tief gestimmte Schrammelgitarren fügen sich hervorragend in die erzeugte Stimmung ein und bereichern sie um einige weitere Facetten. Da es die perfekte Platte nicht gibt, sei natürlich erwähnt, dass auch „Meaningless“ ein paar Schwächen hat, hier in erster Linie ein paar nicht mehr ganz so zwingende Songs gen Ende und das vielleicht nicht bis in die absoluten Feinheiten ausgefeilte Mastering. Den Gesamteindruck mag das aber letztlich kaum schmälern
Hebt sich massiv vom Einheitsbrei ab – „Meaningless“
THE BLEAK PICTURE schaffen direkt auf ihrem ersten Longplayer das, was vielen Bands selbst nach Jahren manchmal nicht vergönnt ist: Einen Sound zu erschaffen, der sich von anderen aktuellen Releases massiv abhebt. Denn, eine Platte die klingt wie „Meaningless“ ist dem Rezensenten in den letzten Jahren nicht untergekommen. Das soll nicht heißen, dass hier absolute Innovation herrscht, die Vorbilder sind zum Teil, wie schon erwähnt, offensichtlich. Aber genau diesem 90er-Sound irgendwo zwischen Doom, Death und Gothic Metal wieder neues Leben einzuhauchen, kann sich das Duo allemal auf die Fahnen schreiben.
Ja, in der zweiten Hälfte zündet nicht mehr jedes Riff und auch das Mastering ist vielleicht nicht perfekt, wobei letzteres den Charme vergangener Zeiten durchaus unterstützt. THE BLEAK PICTURE gelingt hier dennoch eine absolute Überraschung: Ein erster wirklicher Genre-Geheimtipp des noch jungen Jahres. Bleibt zu hoffen, dass die Scheibe keine einmalige Sache bleibt, sondern aus dem Projekt womöglich sogar eine vollwertige Band entsteht.
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