The Berzerker - Animosity

Review

„THE BERZERKER are the most extreme band on Earache Records. Fact.“ – So steht’s schwarz auf weiß auf der Packungsbeilage des vor einem Jahr veröffentlichten vierten Albums, und es klingt schon fast glaubhaft nach Stolz. Eigentlich ist es eher ein Armutszeugnis, denkt man nur an all die Größen, die mal unter diesem Dach zuhause waren. NAPALM DEATH! BOLT THROWER! CARCASS! MORBID ANGEL! GODFLESH! DAS waren Extreme! Alle wurden sie von Earache vergrault, und nun muss sich das Label mit Spaßcombos wie THE BERZERKER brüsten und klopft sich demonstrativ an die most-extreme-Brust. Nun ja.

Zugegeben, als THE BERZERKER debütierten, war ich als großer Fan digitaler Hardcore-Zerstörungsrituale sehr daran interessiert, wie wohl die Kombination aus selbigen mit Grindcore und Death Metal klingt. Meine Liebe zum DHC war dann wohl auch mein ‚Heimnachteil‘, denn schon das Debüt konnte meine Erwartungen nicht befriedigen. Noch immer versucht das Label, diese Mischung aus Gabba-Beats im Speedcore-Takt und Death-Metal-Riffs als extrem zu verkaufen – wenn die Mischung wenigstens so geil klingen würde, wie sie könnte. Ja, sie könnte es!

Es gibt wohl keinen feuchteren Traum, als knallharte brutale Gabba-Bassdrum-Einschläge in unmenschlicher Geschwindigkeit, alles zerfetzende Sägezahn-Riffs, bestialisches Gekotze und Gewürge, Growls am absoluten Tiefpunkt menschlicher Vorstellungskraft, alles zermürbende Bassfrequenzen, Noise, Verzerrungen jeglicher Art – wie geil wäre sowas. (Witzigerweise habe ich mir so eine Mischung vor 10 Jahren als „Deathcore“ vorgestellt – aber der Begriff hat ja nun eine ganz andere Bedeutung erfahren.)

Keine Frage: Die Riffs auf „Animosity“ fetzen, Luke Kennys Stimmbänder flattern in Dauerbelastung, die Blast-Regler sind bis zum Anschlag gedreht, und alles in allem haben wir es hier mit einem grundsoliden Werk zu tun. Die Drumbeats sind wie immer eintönig gleichbleibend, und wirken dadurch eher störend – mehr Variation, noch fiesere Kicks, noch ätzendere Hi-Hats – soviele Möglichkeiten, die leider nicht genutzt werden. Und genau das hat mich schon immer an THE BERZERKER gestört. Während eGrind Bands größtenteils nur auf Drummachines und emulierte Gitarren zurückgreifen, könnte Mr. Kenny hier das perfekte Bindeglied zwischen klassischer Instrumentierung und künstlicher Hard-/Software sein. Das Potential ist da, aber es wird kaum ausgeschöpft. Somit wird THE BERZERKER für mich immer das abgefahrene Grindprojekt mit künstlichen Drums bleiben, mehr nicht.

„Animosity“ ist mal wieder ein typisches THE BERZERKER Album geworden: Es gibt ordentlich auf die Fresse, und in Sachen Brutalität muß sich das Album nicht verstecken – aber ist es wirklich so extrem? Oder bin ich zu abgestumpft? Für Fans ein Muß, für Neulinge sicher was ganz Aufregendes. Aber um es wirklich in die Galerie der Extreme zu schaffen muß THE BERZERKER erstmal wirklich extrem klingen.

Das Album gibt’s übrigens auch als limitierte Auflage mit einer Bonus-Live-CD.

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21.02.2008

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1 Kommentar zu The Berzerker - Animosity

  1. Anonymous sagt:

    Die CD geht wieder einen Schritt Richtung Dissimulate, d.h. eintöniger als World OF Lies, aber dennoch sehr gut gespielt. Die Riffs sind schlicht und ergreifend geil und das "Drumming" bietet auch einige nette Überraschungen. Für mich ist das kein Spaßprojekt mehr, seitdem ich sie live gesehen habe.
    Gefällt mir besser als World OF Lies. 9 Punkte

    9/10