Wäre der 1. April nicht schon lange vorbei, man könnte glatt glauben, dass SOILWORK eine B-Seite unter anderem Namen veröffentlicht haben. Denn das, was die 1998 gegründeten THE BEREAVED da unter dem Etikett Melodic Death Metal auf den Markt werfen, könnte glatt als Tribute-Album an ihre Landsleute durchgehen. Die Liste der Parallelen zu SOILWORK ist lang: Massiver Keyboard-Einsatz, der Klang der Gitarren, die Melodiebögen, der Aufbau der Songs, sogar der Frontmann Travis Neal klingt nach Bjørn Strid.
Aber nein, kein verspäteter Aprilscherz. Die sechs Jungs nehmen ihre Musik ernst und ließen sich auch nicht von dem zwischenzeitlichen Aus ihres Labes unterkriegen. Fairerweise muss auch gesagt werden, dass sich in den Songs noch Elemente von SYBREED oder SCAR SYMMETRY finden lassen. Trotzdem ist das große Vorbild SOILWORK tonangebend. Dass das nicht unbedingt schlecht sein muss, beweist der Eröffnungssong „Zero Of The Day“: Packendes Tempo, abwechslungsreiche und mitreißende Melodien sowie ein tolles Solo. Auch wird nach dem Song verständlich, warum DIVINE HERESY so an THE BEREAVEDs Sänger Travis Neal interessiert waren. Ob Shouts oder Klargesang: Der Mann hat es einfach drauf! Aber schon das nächste Lied „Parasitic Sleep“ kann trotz Intro mit Spieluhr und Streichern nicht darüber hinwegtäuschen, dass es wenig Abwechslung hat und kaum ins Ohr geht.
Ohrwürmer schreiben wie das Original können THE BEREAVED also noch nicht. Die Songs sind in sich sehr eindimensional, ausgefallene Melodiebögen oder sonstige Überraschungen sucht man vergebens. Immerhin unterscheiden sich die Lieder untereinander durch ihr Tempo, das ist schon mal was. Die besten Songs wie das knallige „Alter The Image“ oder das melancholische „Shelter Through Severance“ finden sich bereits am Anfang des Albums, danach sind der Band wohl die Ideen ausgegangen.
Selbst das Original SOILWORK und ihre Songs zeigten auf dem Album „Sworn to a Great Divide“ Abnutzungserscheinungen, wo liegt also der Sinn in einer de facto SOILWORK-Cover-Band? Immerhin ist die Platte durchweg professionell eingespielt und auch am Sound gibt es nichts zu meckern. Somit ist „Daylight Deception“ gut geeignet, die Zeit zu überbrücken, bevor SOILWORK von ihrer Tour ins Studio zurückkehren. Wer von SOILWORK nicht genug kriegen kann und sich an der Ähnlichkeit im Songwriting nicht stört, darf der Platte ruhig einen Punkt mehr geben.
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