Die Dänen holen aus zum zweiten Schlag: Nach ihrem in hohen Tönen gelobten Debüt „The Machinery Of Oblivion“ erwartet uns nun der zweite Dampfhammer, der abermals unter der Regie von Qualitätsgarant Jacob Hansen eingespielt und produziert wurde.
Die Band ist sich treu geblieben, und die Fans können sich sicher sein, dass sie wieder mit einer machtvollen Melodic-Death-Thrash-Walze platt gemacht werden.
Dennoch gibt es einige Unterschiede zum Vorgänger, die sich zum Teil sehr positiv für „In The Wake Of Collisions“ und die Band selbst auswirken. Dazu zählt erst einmal der Charakter des Albums: War das Debüt noch ein ziemlich chaotischer Spätzünder, der seine Qualitäten bei vielen Metalheads erst nach einigen Durchläufen richtig entfalten konnte, gewinnt man nun den Eindruck eines Werkes, welches sich seinen Hörern nicht als sperrig-brachialer Klotz entgegenstellt, sondern durch Zugänglichkeit und vor allem Homogenität glänzt.
Während „The Machinery…“ nach einem spärlichen Intro urplötzlich aus den Boxen polterte, konzentriert man sich anno 2008 vor allem auf die atmosphärische Seite der Musik. „Death Is Imminent“ ist ein gelungenes Death-Crescendo mit orchestralem future-noir-Flair – so als ob man mit Darth Vader im Mosh-Pit auf dem Todesstern stehen würde. Nahtlos setzt die Gitarrenfraktion und die Batterie ein, bis der Song letztendlich in einer rasenden Schädelspalternummer explodiert. Der Start ist geglückt, THE ARCANE ORDER klingen fett wie eh und je, haben aber diesmal den Sound etwas weicher und wärmer gezeichnet, als das ziemlich trocken ausgefallene Debüt.
Ein zweiter Punkt, der schon bald auffällt, sind die deutlich reiferen Kompositionen, mit denen es der Band viel besser als auf dem Vorgänger gelingt, den Songs ein eigenes Gesicht zu geben. Sie sind zwar nicht deutlich länger geworden, aber die gefühlte Zeit hat deutlich zugenommen – die Dänen nehmen jetzt spürbar oft den Fuß vom Gaspedal, und sorgen inmitten der gewohnten, Doublebass-gestützten Stakkato-Riff-Gewitter für starke Groove-Momente im Midtempo-Bereich. Nicht zu verachten ist hierbei auch die Instrumentalnummer „When Oceans Become Deserts“: Ein flotter, kontinuierlicher Doublebass-Beat, der durch ein arhythmisches Zwischenstück unterbrochen wird. Es hat den Anschein, dass THE ARCANE ORDER mehr denn je mit Variationen arbeiten; der Anteil der in die neun Kompositionen eingeflossenen und unterschiedlich verflochtenen Ideen ist deutlich höher, ebenso die melodische Komponente – Synthesizer und Gitarrenleads arbeiten jetzt enger zusammen und erschaffen dadurch starke, atmosphärische Momente mit nachhaltiger Wirkung (während diese auf „The Machinery…“ oft viel zu schnell zerballert wurde).
Das Ergebnis des kompositorischen Reifeprozesses: Der Wiedererkennungswert der Songs ist deutlich gestiegen, sie wirken länger und tiefer und weisen ein im Vergleich zum Vorgänger erweitertes Spektrum auf. Als Anspieltipps empfehle ich das bereits erwähnte „Death Is Imminent“, „The Serpent Tower“, das (indirekt) titelgebende „Eruptions Of Red“ und „Sanctity Of Allegiance“ – diese Stücke bezeugen die Vielseitigkeit des Albums.
Natürlich gibt es auch, größtenteils verschleppte, Schwachpunkte. Auch wenn die Songs jetzt facettenreicher und zugänglicher geworden sind, haftet ihnen immer noch etwas Schwerfälliges an, und stellt den Hörer vor ähnliche Probleme, wie schon beim Debüt. Die kompositorischen Ermüdungserscheinungen des Erstlingswerkes wurden trotzdem gut bekämpft, und „In The Wake Of Collisions“ entfaltet sich deutlich schneller.
Ein kleiner Wermutstropfen vor dem Hintergrund des Konzeptcharakters des Albums ist der Gesang, der sich meines Erachtens kaum weiter entwickelt hat, und im Gegensatz zu den instrumentalen Elementen sehr konstant agiert – oder besser gesagt: stagniert. Deutlich mehr Variation oder vielleicht sogar der Einbau einer weiteren Stimme wäre ein großer Gewinn für das gesamte Album gewesen, vor allem, um die unterschiedlichen Stimmungen innerhalb der Songs noch überzeugender zu transportieren. Ein Sänger ist eben oft die halbe Band, und wenn eine Hälfte zu schwach ist, hat es die andere Hälfte umso schwerer, beim Hörer zu punkten.
Als Fazit kann man sagen, das „In The Wake Of Collisions“ ein würdiger Nachfolger geworden ist, mit dem einige Makel des Debüts ausgemerzt wurden, und der der Band den nötigen Reifeprozeß attestiert, um im immer schnell-lebigeren Musikgeschäft nicht von der Oberfläche zu verschwinden.
7 Punkte, so fett wie der Sound der starken Dänen!
Kommentare
Sag Deine Meinung!