Die Nordiren THE ANSWER versetzten 2006 bereits mit ihrem Debüt „Rise“ die Rockwelt in hellen Aufruhr. Eine junge Band, die dem klassischen Hardrock, tief verwurzelt in den 70ern und beeinflusst von Dinosauriern wie LED ZEPPELIN oder FREE, dermaßen aktuell, zeitgemäß und dennoch vollkommen ungeschliffen seine Ehre erweist, hatte man lange nicht mehr gesehen und gehört. „Rise“ wurde von der britischen Presse, die sich bekanntermaßen nicht nur durch positives Feedback auf neue Veröffentlichungen einen Namen macht, und gerne vor allem durch Trendreitereien auffällt, in den höchsten Tönen gelobt. Musikkonsumenten, jung wie alt, stürzten sich gemeinsam auf den warmen Retro-Sound der Band, und gerade als man sich zu fragen begann, wie es wohl mit der Band weitergeht, erhält sie die Bestätigung für den Support-Slot der AC/DC-Welttournee.
THE ANSWER liefern mit „Everyday Demons“ nun das nächste Argument für den baldigen Durchbruch. Wo die Songs des Debüts wie so oft noch über einen langen Zeitraum entstanden, war die Band angehalten, die Nummern des Zweitlings auf kompaktem Wege, inklusive Zeitdruck zu komponieren. Das sorgt sicherlich dafür, dass „Everday Demons“ noch etwas homogener erscheint, mehr aus einem Guss, dass das gesamte Werk etwas runder wirkt. Weniger paradox als es klingt ist dabei jedoch die Tatsche, dass die Ecken und Kanten nach wie vor vorhanden sind. THE ANSWER tun genau das, was in so vielen Reviews zu Nachfolgealben erfolgreicher Debüts zitiert wird: Sie knüpfen nahtlos am Erstling an und denken gar nicht daran, ihren Sound zugunsten riskanter oder unpassender Veränderungen an derzeitige Trends anzupassen. Ihre Musik begeistert die Rockfans auch ohne derartige Zusätze, und wie eingangs erwähnt ist die Zeitlosigkeit trotz der hörbaren klassichen Einflüsse jederzeit deutlich zu spüren. Die Gitarren klingen greifbar und druckvoll, gleichzeitig angenehm warm, Cormac Neeson’s Gesang entspricht immer noch der mitreißenden Rock-Performance, bei der man das Gefühl hat, die Zeit sei an einem gewissen Punkt in der Geschichte stehen geblieben. Die Rhythmus-Abteilung sorgt für durchdringenden, wahlweise fülligen oder sanften Groove, und beim Songmateraial selbst haben THE ANWER mit einem derartigen Geschick agiert, dass man hier in der Tat von einem Album ohne Ausfälle sprechen muss.
Die ersten drei Nummern, „Demon Eyes“, „Too Far Gone“ und „On And On“ sind groovige Rock ’n‘ Roll-Monster, die sich irgendwo zwischen LED ZEP, ganz frühen, AC/DC und den BLACK CROWES einpendeln, „Cry Out“ atmet zeitgleich AEROSMITH- und BAD COMPANY-Vibes, „Why’d You Change Your Mind“ bedient sich am gediegenen Blues-Rock und auch beim Rest geht die Band mit einer Vehemenz zur Sache, als hätten die letzten drei Dekaden nie stattgefunden. Und hier sei noch ein Vergleich mit den Debüt erlaubt: „Everyday Demons“ tönt abwechslungsreicher und vielseitiger, wechselt zwischen guter Laune, Nachdenklichkeit, Trauer und ab und an auch ein bisschen Wut. Ein Album, das bei Alteingesessenen Erinnerungen an früher wach werden lassen dürfte, und dass der jüngeren Generation (zu der ich mich auch zähle) auf glaubwürdige Art und Weise einen Einblick dahin gibt, wie es früher gewesen sein muss. Und weil sich die Musiker in ihren jungen Jahren trotz allem auf Augenhöhe befinden und Zeugen unserer Zeit sind, klingt das Ganze auch nicht angestaubt, sondern frisch und unverbraucht.
THE ANSWER sind vollkommen zurecht eine der ganz großen neuen Bands und für mich zusammen mit den etwas härteren und amerikanischer klingenden BLACK STONE CHERRY die derzeitige Speerspitze der aufkeimenden jungen Rock-Szene.
Wenn diese Band die Antwort ist, dann wurden ausnahmsweise mal die richtigen Fragen gestellt.
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