The Amenta - Mictlan

Review

Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, dass sich in meinem Leben irgendwann noch einmal der Moment einstellen sollte, in dem ich sagen kann: „Hey David, gut, dass du dich in der achten Klasse für Alt-Griechisch und nicht für Französisch als 3. Fremdsprache entschieden hast!“ Dies ist gerade eingetreten, denn sonst wäre mir nie aufgefallen, dass der griechische Buchstabe, den THE AMENTA in ihrem Schriftzug als E benutzen, in Wahrheit gar kein Epsilon, sondern ein Xi ist. Genauso verhält es sich mit dem A. Hier wurde anstatt des Alphas ein Lamda verwendet. Das bedeutet also, dass diese Combo eigentlich THE LMXNTL heißt. So, jetzt habe ich aber genug Etymologie betrieben. Musiziert wird hier schließlich auch noch. In Anbetracht dessen, dass es sich bei dieser 3-Track-MCD um das selbstfinanzierte Debüt der fünf Australier handelt, ist die Aufmachung schon fast als überprofessionell zu bezeichnen. Hochglanzoptik und eine richtig fette Produktion lassen erahnen, dass THE AMENTA noch einiges in ihrer Karriere vorhaben. Hier wurde geklotzt und nicht gekleckert. Musikalisch ist das Dargebotene aber eher durchwachsen und wird somit dem Standard der Verpackung nicht ganz gerecht. Los geht es mit dem Titeltrack „Mictlan“, der amtlich aus den Boxen knüppelt, aber auch variables Songwriting in Form von Tempo- und Stimmungswechseln aufweist. Niedergelassen hat sich das Quintett from Down Under genau auf der Grenze zwischen Death und Black Metal und erinnert mich nicht selten an BEHEMOTH. Dumm nur, dass es diese Band bei mir bisher nie über das Prädikat „solide“ hinaus geschafft hat. Track 2, „Ennea“, lässt sich mit seiner leichten DIMMU BORGIR-Schlagseite und griffigerem Riffing schon viel besser an, kippt aber zur Mitte hin leider um in dröges Gedümpel. Schade! Über „Nekuia“, den abschließenden Song, würde ich am liebsten gar nichts sagen, denn zwei Minuten sinnlos aneinandergereihte Elektronik- und Samplespielereien sind absolut unnötig, zumal solch ein aufgesetzt wirkender Ambient-Touch der Gesamtstimmung eher abträglich ist. Somit weisen THE AMENTA alles auf: Licht, Schatten und Mittelmaß. Bleibt abzuwarten, inwieweit diese elf Minuten repräsentativ für ihr künftiges Schaffen sein werden. Hoffentlich ist dann aber das Verhältnis Metal/Samplegenerve (jetzt 2:1) etwas mehr in Richtung der Gitarren verschoben.

06.05.2003

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