The Alligator Wine - Demons Of The Mind

Review

Soundcheck April 2020# 8

Bei einem Bandnamen wie THE ALLIGATOR WINE könnte man durchaus denken, man habe es mit einer waschechten Southern Rock-Gruppe aus den tiefsten Sümpfen Floridas zu tun, die unter dem Einfluss von selbstgebranntem Moonshine bluesige Hymnen über das Leben des einfachen Mannes schreiben, untermalt von stimmigen Melodien für Mundharmonika, Banjo und Bottleneckgitarre. Doch weit gefehlt: Erstens verzichtet das Duo um Thomas Teufel (Gesang, Schlagzeug, Perkussion) und Rob Vitacca (Gesang, Orgel, Synthesizer) komplett auf Gitarren, zweitens stammen die beiden Ausnahmemusiker keineswegs aus den USA, sondern aus dem Schwarzwald. Warum „Demons Of The Mind“ dennoch ordentlich groovt, lest ihr hier!

THE ALLIGATOR WINE – Vintage-Riffs von der Orgel

Moment mal, Rock ohne Gitarren? Geht das wirklich? Ja, denn bereits die ersten Sekunden des bockstarken Openers „Shotgun“ zeigen, dass dicke Riffs und eingängige Melodien auch auf der Orgel bzw. dem Synthesizer bestens funktionieren. Positiver Nebeneffekt: Die psychedelischen Klänge und die präzise Rhythmik harmonieren derart gut, dass tatsächlich auf Anhieb authentische Vintage-Vibes aufkommen, die dem rau-rockigen Sound von Legenden wie LED ZEPPELIN oder THE DOORS durchaus überzeugend nacheifern. Dabei limitiert sich das Duo trotz begrenzter (musikalischer) Mittel keineswegs selbst, sondern schafft es, jeden Song unterschiedlich zu gestalten, sei es das atmosphärische „Crocodile Inn“, das wunderbar groovige „Voodoo“ oder „Ten Million Slaves“, das gekonnt an den markant-melodischen Rocksound der frühen 70er herankommt.

Doch obwohl eigentlich alle neun Nummern auf „Demons Of The Mind“ für mächtig Stimmung sorgen, bleibt es meist „nur“ bei guten und nicht herausragenden Songs. Das mag womöglich nach Meckern auf hohem Niveau klingen, muss angesichts des Potentials, welches hinter THE ALLIGATOR WINE steckt, jedoch durchaus erwähnt werden. Mit „The Flying Carousel“ zeigt das Duo nämlich höchst eindrucksvoll, dass es fraglos dazu in der Lage ist, aus dem Vollen zu schöpfen. Der Song ist nicht nur unfassbar abwechslungsreich und spannend, sondern birgt zudem erhebliches Ohrwurmpotential. Während der frühen Hochphase von Hard Rock & Co. hätte man den beiden Multiinstrumentalisten mit einem derartigen Groove die Welt zu Füßen gelegt. Also, bitte mehr davon, gerade weil das vergleichsweise unspektakuläre, viel zu langatmige „Lorane“ überhaupt keine Akzente setzen kann.

„Dream Eyed Little Girl“ liegt eine interessante Songstruktur zugrunde, denn die Nummer baut sich Takt um Takt auf, kann sowohl melodisch als auch rhythmisch mit dem wirklich starken Beginn des Albums mithalten und mündet schließlich in einem emotionalen, beinahe poppigen Finale. Für eine gehörige Portion Rock ’n‘ Roll-Nostalgie sorgt das tanzbare „Mamãe“, das fraglos zu den stärksten Songs der Platte gehört und besonders aufgrund des smoothen Orgelspiels als Geheimtipp unter den Sommerhits des Jahres gehandelt werden dürfte. „Sweetheart On Fire“ sorgt für einen gelungenen Abschluss, überzeugt mit tieftraurigen Vocals, gut dosierter Emotionalität und dem packenden, hymnenhaften Schlussteil der Nummer. Auch hier gilt: THE ALLIGATOR WINE wissen grundsätzlich, wie man richtig abliefert, erreichen ihr potentielles Niveau auf „Demons Of The Mind“ jedoch leider nur auf zwei bis drei Songs der Platte.

Zwei Männer, keine Gitarren, aber jede Menge Groove: THE ALLIGATOR WINE

„Demons Of The Mind“ – Rock ’n‘ Roll in neuem Gewand

Grundsätzlich lohnt es sich für jeden, in „Demons Of The Mind“ zumindest einmal reinzuhören. THE ALLIGATOR WINE erfinden zwar keineswegs das Rad neu, interpretieren bekannte Genreansätze jedoch überzeugend um und schaffen es tatsächlich, auch ohne Gitarre ihrem rockigen Sound eine authentische Grundattitüde zu verleihen. Dabei stechen einige Nummern extrem heraus, während andere zwar durchaus Spaß machen, jedoch nicht langfristig genug im Kopf (oder im Ohr) bleiben. Nichtsdestotrotz kann man das Duo letztendlich nur beglückwünschen, denn in Zeiten, in denen viele Bands ihre Musik nur noch nach dem Baukastenprinzip konzipieren, trumpfen diese beiden Herren mit frischen Ideen, coolem Groove und hoher Professionalität auf. Dass sich dieses Niveau noch steigern wird, steht angesichts der Kreativität hinter THE ALLIGATOR WINE wohl außer Frage.

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21.04.2020

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