The Agony Scene - Get Damned

Review

Nach ihrem kurzen Zwischenhalt beim Metal-Major Roadrunner kehren die Fünf aus Tulsa, Oklahoma mit ihrem dritten Album „Get Damned“ zu ihrem Heimathafen Century Media zurück. THE AGONY SCENE bringen gekonnt alle erdenklichen Milieus des Metalcores zu leuchtender Lebendigkeit, Breakdowns und bleierne Moshparts kommen uns ebenso zu Ohren wie gepfefferte Riffs und Melodiebögen. Zuallererst sind sie eine Metal-Band, ein Quäntchen mehr als manch ihrer Genrekollegen. Das liegt nicht nur an der überstrapazierten Doublebass, sondern vor allem an Mike Williams fiesem Organ, der Gift und Galle spuckend zweifelsohne einen der besseren Fronter des Gewerbes mimt.

„Get Damned“ ist ein konsequenter Knotenpunkt zwischen Moderne und altehrwürdiger Tradition, zwischen Hardcore und AT THE GATES. Das Dumme ist nur, dass die Stärken, wie so häufig, zugleich auch die Schwächen sind. Die zahllosen starken Einzelheiten und die Folge der genreübergreifenden Momente addieren sich nicht recht zu einem größeren Ganzen. Ich bilde mir ein, dass mit den ersten fünf Geschützen auch zugleich die stärksten verschossen werden, zur Mitte des Albums hin verkümmern die einzelnen Songs zu statischen Langweilern. Wenn auch Brecher wie „Dances With Devils“, „Adversary“ und das schließende „Old Scratch“ durchweg gelungen sind und das Schlimmste verhindern können, fällt einem doch recht schnell auf, dass dieses Album ein gewisses Problemchen hat.

Es fehlt an Spannung, das Gros der reißbrettartig wirschen Songs ist zu platt, der destruktiven Dynamik wird nur selten eine akzentuierte Zäsur entgegengesetzt. Die Umsetzung und die vereinzelten Knalleffekte sind zwar erstklassig, Makel sind in derlei Hinsicht keine zu beanstanden, aber an Abwechslung und Dramaturgie hapert es dann doch gewaltig. Aber das ist bekanntlich ein Phänomen an der die gesamte Szene gebricht: Zuhauf wurden Plagiate und neue Aufgüsse aufs Band gepeitscht, sodass der Mut zur Umwälzung festgefahrener, teils tot gerittener Standarte mehr als notwendig ist, um sich im Haifischbecken der Mosh-Maschinerien etablieren zu können. In Anbetracht des Faktums, dass die Blüte des Metalcores über ihre Zeit schon längst hinaus und am Verwelken ist, haben THE AGONY SCENE mit „Get Damned“ das Maximum herausgeholt.

16.01.2008
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