THE AGONIST melden sich zwei Jahre nach ihrem bislang letzten Streich „Orphans“ mit einer EP zurück. Die Frage, warum es nicht gleich ein Album geworden ist, sparen wir uns an dieser Stelle und konzentrieren uns darauf, was die fünf neuen Stücke der Kanadier können, war doch bereits „Orphans“ ein großer Schritt nach vorne im Vergleich zu „Five“.
THE AGONIST rütteln einen sofort wach
Das kurze Instrumental-Intro von „Remnants In Time“ wiegt die Hörer:innen in falscher Sicherheit, denn kurz darauf prescht der Song mit einer Härte los, die von THE AGONIST in dieser Intensität bisher noch nicht bekannt war. Sängerin Vicky Psarakis‘ Growls und Screams haben im Vergleich zum letzten Album noch einmal an Volumen zugelegt und auch ihre klaren Gesangslinien harmonieren im Duett mit ihrer Zweitstimme, aber auch für sich allein gestellt.
Kritik an THE AGONIST, auch von unserer Seite aus, war, dass die Band dazu tendiert, sich mit ihren Songs zu verzetteln. Das mag über Teile richtig sein und sie scheinen es sich für die EP auch zu Herzen genommen haben. Denn auch „Immaculate Deception“ tönt mit seinem Wechseln zwischen core-lastigen Strophen und cleanen Refrains erstaunlich straight aus den Boxen, bevor wir am Ende noch von einem fiesem Breakdown überrascht werden, der den Song düster abschließt.
In „Resurrection“ zeigt Fronfrau Psarakis vollends, dass sie sich nicht hinter ihrer Vorgängerin verstecken braucht, denn die Tonlagen, in denen sie sich heimisch fühlt, reichen von gefühlvollem Säuseln bis hin zur kraftvollen Rockröhre. Im Gegensatz zu den vorigen Songs, wo sie ihren inneren Schreihals voll ausleben konnte, konzentriert sie sich hier auf den klaren Aspekt, während das Stück zuweilen schon leicht post-proggy daher kommt.
„Days Before The World Wept“ – Die Essenz von THE AGONIST
Die EP schließt nach dem soliden „Feast On The Living“ mit dem Titeltrack ab, der musikalisch die Brücke zum Opener baut und einen mit Lust auf mehr zurücklässt. Nun stellt sich irgendwie doch die eingangs ignorierte Frage, warum THE AGONIST nicht gleich ein Album mit solch starken Songs veröffentlicht haben. Auf der anderen Seite ist eine wirklich starke EP manchmal besser, als ein Album mit fünf Killern und fünf Fillern. Mit „Days Before The World Wept“ hat die Band die Erwartungen an einen kommenden Longplayer in jedem Falle ein ganzes Stück nach oben geschraubt.
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