Quo vadis 69 EYES? Man braucht nicht einmal die Musik zu hören um festzustellen, dass sich bei den Finnen etwas geändert hat. Das Cover wirkt eigenartig fremd und ein Blick in das Infosheet lässt merkwürdig oft den Namen MÖTLEY CRÜE entdecken. Ich kann nicht verhehlen, dass ich mit einem sehr mulmigen Gefühl an “Back in Blood“ gegangen bin.
Und mein Gefühl sollte mich nicht täuschen, denn es hat sich wirklich einiges getan. Geht der Opener “Back in Blood“ noch als ein Song durch, der auch auf früheren Alben hätte einen Lückenfüller darstellen können, so zeigt sich in den darauf folgenden Stücken schon beinahe ein Stilwechsel. “We Own the Night“ beinhaltet nicht nur aufgrund seines Titels eine ganz deutliche PATTI-SMITH-Referenz. Daran schließt sich mit “Dead N`Gone“ ein extrem radiotaugliches, fast schon seichtes Stück an, bevor die Band im vierten Song schließlich mit sehr prolligen Mitgröhlrefrains aufwartet. Besonders auffällig auch, dass sich der Gesang von Jyrki auf den ersten Stücken sehr extrem von früheren Alben unterscheidet. Da ist keine Melancholie und Dunkelheit hörbar, vielmehr Whisky und Cock Rock.
Für Fans alter THE 69 EYES wird das neue Werk wohl erst mit dem fünften Song beginnen, welcher dieses treibende und doch gefühlvolle Element der Finnen zumindest ansatzweise transportiert. Von Gänsehaut ala “Framed in Blood“ oder “The Chair“ ist die Band allerdings noch immer meilenweit entfernt. Im weiteren Verlauf scheinen sich die Herren dann ein wenig mehr auf ihre Stärken zu konzentrieren, denn die Einflüsse aus dem Gothic Rock nehmen zu. Es stellt sich jedoch die Frage, ob man sich eventuell nur nicht wirklich getraut hat, den großen Schritt aus der eigenen Nische zu neuen Ufern zu gehen?
„Lips of Blood“ beispielsweise beinhaltet wieder alle Trademarks, für die ich die Band immer so geschätzt habe, doch schon im nächsten Song wird es wieder prollig-rockig. Versteht mich nicht falsch, dagegen ist an sich überhaupt nichts einzuwenden, aber das ist nicht unbedingt das, was ich von den Finnen erwarte. Es bleibt einfach der fade Beigeschmack des Aufgesetzten, denn gerade die ersten vier Nummern können nicht wirklich überzeugen und wirken gezwungen. So wird der Hörer stets zwischen den Emotionen hin und her geschleudert und es will kein wirklicher Fluss beim Lauschen entstehen.
Im Endeffekt stellt das neueste Werk der 69 EYES dann wie befürchtet eine Enttäuschung für mich dar, denn auch wenn sich kein Totalausfall auf diesem Album befindet, so wirkt “Back in Blood“ einfach zu aufgesetzt und auch feige. Wenn sie keine Lust mehr auf ihren alten Stil haben, dann müssen sie den Mut aufbringen, sich wirklich von ihm zu lösen, denn sonst klingt ein Album einfach unschlüssig, fast schon chaotisch. Weder Fleisch noch Fisch, schade.
Ich möchte fast so weit gehen und dem Rezensenten Unwissenheit vorwerfen. Bevor The 69 Eyes sich dem Gothic Rock a la "Framed In Bloood" etc. widmeten, spielten sie auf ihren frühen Veröffentlichungen schon sleazigen und rotzigen Rock. Wenn ich das Review so lese, klinget das eher wie eine Rückbesinnung auf die Anfangstagen. Von wegen "die alten 69 Eyes klangen aber anders"….
Man lese nur den ersten Absatz des 69-Eyes-Wikipedia-Eintrags:
"The 69 Eyes wurde 1990 als Sleaze- und Garage-Rock-Band in Helsinki gegründet. Durch Auftritte in lokalen Clubs erhielten sie einen Vertrag bei dem finnischen Underground-Label „Gaga Goodies“, bei dem sie 1992 ihr Debütalbum Bump’n’Grind veröffentlichten, gefolgt von drei weiteren Alben – Motor City Resurrection, Savage Garden und Wrap Your Troubles in Dreams."
Noch Fragen? Vorher informieren, dann schreiben.
(P.S.: Es sollte "Anfangstage" heißen.)
Da magst Du durchaus Recht haben, nur denke ich, dass ich mit den genannten Beispielen (Framed und The Chair) durchaus einen Rahmen gegeben habe, auf den ich mich mit dem Wort \\\"alt\\\" beziehe.
So, nun habe ich das ALbum mal gehört und muss sagen, dass es mir richtig gut gefällt. Weniger Keyboards, mehr Gitarren, und das ist gut so. Mir waren die letzten Alben der Band viel zu cheesy und verweichlicht, Musik für 14jährige Gothic-Girlies eben. Aber hier kracht es auch mal schön und Erinnerungen an Zeiten vor "Blessed Be" werden wach. Gefällt!
Nicht mehr ganz so gut wie Devils/Angels aber immer noch sehr hohes Niveau