Der Albumtitel des neuen Werks der Niederländer bezieht sich auf die Scheusale des zwanzigsten Jahrhunderts und deren Taten bzw. auf den in ihren Augen legitimen Völkermord – Beispiele wären da Hitler, Stalin oder Saddam Hussein. THANATOS gelten seit ihrer Gründung im Jahr 1984 als die erste holländische Extrem-Metal-Band, obgleich deren erste Alben ebenso zu dem Kultstatus in Fachkreisen beigetragen haben mögen. 1992 war den erstmal Schluss, bevor sich die Gruppierung im Jahr 1999 reformierte, in dessen Line-Up sich allerdings mit Stephan Gebedi nur noch ein Gründungsmitglied befand. “Justified Genocide“ bezeichnet nun das insgesamt fünfte Album und hält weiter an alten Traditionen fest, möglichst rohen, zerstörerischen Death/Thrash-Metal zu praktizieren.
Letztgenannter Anspruch wurde erneut sehr ansprechend umgesetzt, denn die Stücke pendeln stets zwischen zeitgemäß moderner Produktion und einer tief sitzenden Urgewalt, dessen unbändige Wut THANATOS noch immer sehr gut abzurufen fähig sind. Die in Hochgeschwindigkeit durch die Boxen schmetternden Riffs schrauben dem Hörer ohne Gnade den Schädel vom Rumpf und zerhäckseln diesen anschließend in gerinnenden Blutbrei. Durch das zumeist ziemlich hohe Tempo wirkt die Musik zwischenzeitlich sogar etwas chaotisch, was der Atmosphäre aber keineswegs entgegenwirkt – hier liegt schlicht Aggressivität, Negation und Wut in der Luft.
Wüsste ich es nicht besser, könnte man durchaus auf die Idee kommen, THANATOS auf einer gewissen Ebene mit LEGION OF THE DAMNED zu vergleichen, die ähnlich gewaltorientiert zur Sache gehen. Der Unterschied liegt in meinen Augen allerdings darin, dass THANATOS dennoch etwas ausgeklügelter agieren, hier und da auch mal das Tempo drosseln, Stampfparts oder sogar gefühlvolle Soli einbinden und damit songdienlicher arbeiten, wohingegen bei den holländischen Kameraden oftmals blind gewütet wird. Was allerdings auch hier ein wenig fehlt, sind die ganz großen Momente und Höhepunkte – “Justified Genocide“ wirkt vollkommen aus einem Guss und vermutlich wurde damit die Bandintention exakt erreicht. Die ungehobelt raue Keifstimme, die hier und da auch mal in tiefere Gebiete abtaucht, passt übrigens auch perfekt wie der Arsch in den Eimer.
So haben THANATOS zum fünften Mal einen deftigen Batzen unverblümte Wut und Aggression heraufbeschwört, den sich Death/Thrash-Freunde auf jeden Fall mal einverleiben sollten. Angesichts deren überaus großen Akzeptanz durch die Szene, stehe ich wohl mit der Meinung, THANATOS seien eine gute Version von LEGION OF THE DAMNED ziemlich alleine da, dennoch halte ich diese Aussage auch im Hinblick auf “Justified Genocide“ durchweg für gerechtfertigt.
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