Texas Hippie Coalition - Gunsmoke

Review

Die TEXAS HIPPIE COALITION lässt mit ihrem achten Album „Gunsmoke“ wieder ordentlich die Wummen rauchen, nachdem sie sich mit ihrem letzten Werk „The Name Lives On“ ein wenig zu sehr auf ihrem Namen ausgeruht hat. So gesehen ist das also schon ein Fortschritt, der sich auch durch das Albumcover im Western-Stil manifestiert. Bleibt die Frage: Feuern die fünf Hanfjünger (TEXAS HIPPIE COALITION = THC = *zwinkerzwinker*) nur auf der Verpackung tödliche Schüsse ab, oder sind auch die neuen Lieder wieder vermehrt treffsicher?

Schöner rauchen mit der TEXAS HIPPIE COALITION

Es kommt ein wenig auf die Herangehensweise an. Legt man „Gunsmoke“ das erste Mal auf, rauschen die zehn Stücke ohne großen Aufreger vorbei. Der eine Song, den man sofort noch einmal hören möchte (gemeinhin ‚Hit‘ genannt), findet sich auf dem Album nicht. Vielmehr ziemlich viel Altbekanntes. Auch die Halbballade „She’s Like A Song To Me“, die mit dem hymnischen Chorus für Aufmerksamkeit prädestiniert sein müsste, erinnert vielmehr an andere Songs: Ständig hat man das Gefühl, dass Axl Rose mit seiner gepressten Ferkelstimme im nächsten Augenblick einsetzen müsste.

Aber „Gunsmoke“ hat andere Qualitäten, und der Schlüssel dazu ist der irre fette Sound, der gerade im Bassbereich den Boxen einiges abverlangt. TEXAS HIPPIE COALITION nannten ihren Sound ja mal „Red Dirt Metal“, wobei das (hard-) rockige Element nie zu kurz kommt, kann man bei der Musik doch auch mal gediegen eskalieren und mitgrölen. Oder mitklatschen, und der Titeltrack setzt mit seinem krachenden Rhythmus und den Westerngitarren genau hier an. Sänger Big Dad Ritch knödelt sich währenddessen durch seinen Text über „weed“ und „liquor“, der in der Feststellung gipfelt: „and like a gun… I smoke.“ Das wäre damit auch geklärt.

„Weed and liquor“

Und somit sollte auch das abschließende „I’m Getting High“ inhaltlich keine Verwunderung auslösen. Aber egal, was dich jetzt in andere Sphären versetzt: Das auf der Akustikgitarre gespielte Riff ist viel zu cool, der ständig wiederholte Refrain viel zu eingängig, um nicht mitzugrölen. Noch einmal Akustikgitarren: „Eat Crow“ ist ein kompakter Rocker, der auf unverzerrte und verzerrte Gitarren setzt und somit Harmonien und zupackendes Riffing geschickt miteinander verbindet.

Aber wieder zurück zu den krachenden Momenten: Während der Opener „Deadman“ und das anschließende „Baptized In The Mud“ eher schnörkellos rocken, ist „Bonez Jonez“ mit seinen Gitarrenbendings ein fieser Ohrkriecher, den man so schnell nicht wieder aus dem Gedächtnis entfernt bekommt. Der Text handelt übrigens laut Big Dad Ritch von einem Händler, der seine Waren aus Gründen eher unter der Ladentheke verkaufte – womit wir wieder beim offensichtlich beliebtesten Thema in den Texten angelangt sind.

„Gunsmoke“ hat Qualitäten

Selbst wenn nicht alle Songs gleichermaßen zünden, hat „Gunsmoke“ also doch einige Proargumente auf der Habenseite. Spätestens beim abschließenden „I’m Getting High“ ist die anfängliche Enttäuschung einem fetten Grinsen gewichen. Und da einige der im übrigen sehr songdienlichen Gitarrensoli aus dem Handgelenk von Cord Pool extraklasse und absolut hörenswert sind, sammelt das Album auch hier Bonuspunkte. Nicht dass „Gunsmoke“ jetzt weltbewegend wäre (und richtige Hits sucht man ja eben auch vergeblich), aber es ist in dem, was es macht, überzeugend. Und das ist doch auch schon ziemlich erfrischend.

08.10.2024

- Dreaming in Red -

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