Teufelnacht - Ausnahmeverbrechen

Review

In gewissen Kreisen sind TEUFELNACHT bereits bekannt wie bunte Hunde und auch die Platte ist eigentlich schon seit einem Jahr auf dem Markt. Jetzt erscheint „Ausnahmeverbrechen“ auf Crawling Chaos Records noch einmal auf CD. Die zehn darauf enthaltenen Songs strotzen nur so vor Wildheit und Schizophrenie. Den Gesang als angepisst zu umschreiben wäre meilenweit untertrieben. Besonderen Reiz übte schon im vergangenen Jahr der Lo-Fi-Video-Clip zu „Black Metal Ist Tot“ aus. In dem Stück pöbelt und provoziert die Band ziemlich derb und ledert über die elitäre Szene ab.

TEUFELNACHT versprühen Gift und Galle

Während aus den Boxen das Mantra „Tod dem Schwarzmetall! Schwarzmetall ist tot“ dröhnt, bedienen sich TEUFELNACHT gleichzeitig den hier beschimpften Stilmitteln und Klischees. Wer auf die Idee kommt, dass das ernst gemeint sein könnte, fährt zum Lachen wahrscheinlich ins Ausland. Spätestens beim Hören der Cover-Version von „Do You Wanna Touch Me“ aus dem Hause GARY GLITTER sollten diesbezüglich ohnehin alle Zweifel beseitigt worden sein. Ansonsten wird meistens mit deutschen Texten wild umher geflucht, flächige Gitarren, Blastbeats und eine zeitgemäße und doch irgendwie dünne Produktion liefern alle Zutaten für fiese knapp 40 Minuten Zündstoff.

„Ausnahmeverbrechen“ ist kein Ausnahme-Album

Nach einigen Songs nimmt der Gesang immer mehr Parallelen zu MANTARs Hanno Klänhardt an, während mit „Das Göttlich Geist“ der Versuch gestartet wird, ein wenig Abwechslung in die mittlerweile tausendfach gehörte Musik zu bringen. Immerhin bewegt sich der „Song“ irgendwo im Bereich zwischen Interlude und Ambient. Anschließend setzt einem „Harem Keeper Of The Oil Sheiks“ mit dem BETHLEHEMschen Auftakt zu, bevor orientalische Klänge in kurz angekündigte Breaks münden. Das ist schon gut gemachter Black Metal, keine Frage.

Punk trifft auf Depression trifft auf Hass

Ein Song wie „Sexorcisme“ (alleine der Titel, also bitte), sorgt einerseits für aufgerollte Zehennägel, so tief graben sich die dissonanten Gitarren unter die Haut, andererseits will man den Wohnzimmertisch zu Kleinholz verarbeiten, so mitreißend ist das Gefühl von Wut. Bei „Augen Im Spiegel“ versucht man sich gar im Klargesang, wobei das zwar nicht gerade zum Fremdschämen animiert, andererseits aber auch kein Glanzlicht des Albums darstellt. Dieses Highlight findet sich ganz zum Schluss mit „Helmut Berger“, das bittersüße Verstörung hinterlässt. TEUFELNACHT haben mit „Ausnahmeverbrechen“ nicht weniger als einen Hassbatzen erschaffen, dem hier und da ein wenig Dynamik sehr gut getan hätte. Zwar gibt es immer wieder kurze Downers und Breaks, die aber nicht über die Dauerwut der Musiker hinwegtäuschen können.

Die Mischung aus Punk, zarten Anleihen von Depressive Black Metal und Old-School-In-Die-Fresse-Songs wirkt im ersten Moment zwar frisch, im Vordergrund steht aber nicht die Musik. Sämtliche Arrangements und Stilmittel kennt man bereits zur Genüge. TEUFELNACHT polarisieren allerdings extrem und haben sich alleine dadurch ins Gespräch gebracht. Ob das für eine weitere Platte reichen wird, bleibt abzuwarten.

 

09.10.2022

Left Hand Path

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5 Kommentare zu Teufelnacht - Ausnahmeverbrechen

  1. blackthrash sagt:

    cooles Video, aber leider sind Viva und MTV tot.

  2. nili68 sagt:

    Nicht ganz mein Humor, aber musikalisch ist das schon kompetent.

  3. ultra.silvam sagt:

    Was für ein Rotz.

  4. blackthrash sagt:

    „Was für ein Rotz“, ich glaube, mehr Lob geht nicht 😀

  5. Headcleaner sagt:

    Herrlich kaputt und asozial, und genau mein Humor, vor allem das Gary-Glitter-Cover. Gesang erinnert etwas an den späten GG Allin, top. Tape ist bestellt, ich mag halt Rotz …