Tesseract - Sonder

Review

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Aus wirtschaftlicher Sicht gesehen ergibt das, was TESSERACT aus „Sonder“ gemacht haben, natürlich Sinn. Immerhin hat der Vorgänger „Polaris“ durch seine Kombination von Eingängigkeit und Komplexität vollkommen zurecht Lorbeeren über Lorbeeren einheimsen können. Und dass die Band die eigene Eingängigkeit ausweiten möchte, das sei ihr natürlich gegönnt.

TESSERACT gehen mit „Sonder“ auf Nummer sicher…

Doch wie viel die Komplexität in Zusammenhang mit der durch die Grooves erzeugten Heaviness ausgemacht hat, merkt man wie so oft erst dann, wenn das alles plötzlich fehlt. Wie auf „Sonder“. Das neue Album aus dem hause TESSERACT klingt zwar immer noch wie ein Album der Briten, das beschränkt sich jedoch nur auf Oberflächlichkeiten wie die Downtuning-Riffs. Die sorgen für eine einschlägige, wiedererkennbare Djent-Ästhetik, doch jenseits dessen hat „Sonder“ nicht viel interessantes zu bieten.

… und verspielen so ihre Vorreiterrolle

Denn „Sonder“ ist im Kern ein Album mit Pop-Songs. Und wer das erst einmal nicht glaubt, der höre sich nur mal die Gesangslinien von „Juno“ an. Viel mehr ans Formatradio kann man sich kaum anbiedern. Und im Grunde steht der Track stellvertretend für das, was auf „Sonder“ schief läuft. TESSERACT tun hier nur so, als sei ihr Sound komplex, tatsächlich läuft hier ein Schaf im Wolfspelz umher. Denn die Riffs wie in „Beneath My Skin“ klingen zwar verschachtelt, mehr als Ästhetik ist das aber nicht. In die Tiefe geht der Sound hier einfach nicht.

Das geht soweit, dass man an mancher Stelle wie dem furchtbar kitschigen „Mirror Image“ nicht um einen unrühmlichen U2-Vergleich herum kommt. Was hier für ein Potential verschwendet worden ist, zeigen allein die eröffnenden Singles „Luminary“ und „King“, die zwar auch ohne Komplexität auskommen müssen, allerdings dafür mit Schnackes daher kommen. Gerade „King“ bringt ein Relikt aus den Anfangstagen der Band, die Screams, zurück und das sogar sehr effektiv.

Dennoch täuscht auch das nicht über den Mangel an interessanten Aspekten hinweg. TESSERACT gehen mit „Sonder“ auf Nummer sicher. Und so klingt es auch. Safe und vorsichtig, zu vorsichtig. Die Briten bleiben weit unter ihren Möglichkeiten und liefern ein trotz Konzept weitestgehend uninteressantes Album voller „Survivals“ ab.

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17.04.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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7 Kommentare zu Tesseract - Sonder

  1. Gregorius sagt:

    Hm, das was hier als Mangel an interessanten Aspekten ebschrieben wird, reizt mich umso mehr, reinzuhören, denn die Band kann was und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie mit ihrem Sound eingängiger werden und das unnötige Herumgefummel an den Instrumenten auf einen grundsätzlichen Bestandteil reduzieren.
    Wird in Kürze angecheckt.

  2. Sven sagt:

    Mich hat die Spielzeit von 36 Minuten sofort schockiert.
    Bislang habe ich nur kurz reingeschnuppert und somit kann ich noch kein wirkliches Urteil abgeben, aber was ich gehört habe, hat mich nicht wirklich gepackt. Was wiederum mit dem Review übereinstimmen würde, mal kuken…
    Ich versteh übrigens nicht wie der Kollege „Altered State“ eine 7/10 verpassen konnte, ein Meisterwerk…

  3. Spinnerbande sagt:

    Der gesamten Bewertung kann ich persönlich nur zum Teil zustimmen.
    Zum Einen hab ich den Eindruck, dass die Enttäuschung, wahrscheinlich aufgrund der hohen Erwartungen des Rezensenten, einen großen Einfluss auf die Punktevergabe hatte.
    Er hat in dem Punkt recht, dass dieses Album eher zum Durchschnitt tendiert, gemessen an dem Potenzial, welches Tesseract in den vorherigen Alben aufgezeigt haben. Auch ich bin ein enttäuscht. Zusätzlich stimme ich dem Punkt zu, dass in der Komposition der/des Songs/Albums ein Augenmerk auf die Zugänglichkeit für die breitere Masse gerichtet wurde, was, je nach Geschmack eben positiv oder negativ bewertet werden kann. Es fehlen eben die markanten Ecken und Kanten, sowie überraschenden Riffs, die sich einprägen. Härte und Wucht blitzt nur ab und zu mal auf, siehe „King“. Allerdings habe ich eben genau das, bereits auf der vorherigen Scheibe „Polaris“ in der zweiten Hälfte in einigen Passagen heraushören können. Teilweise gewinnt man den Eindruck, dass die Songs auf „Sonder“ um den Klargesang geschrieben wurden.

    Nach diesen Kriterien würde ich auch bei einer Fünf landen.

    Aber:
    Blendet man das nicht genutzte Potenzial und die starken Vorgänger aus, so liegt hier ein Album vor, welches planmäßige und eingängige Songs beinhaltet, die trotz ihrer zeitlichen Begrenztheit Elan und eine gewisse Komplexität aufweisen. Man erkennt in jedem Song den unverwechselbaren Tesseract-Sound.

    Nach diesen Kriterien bin ich eher bei einer Acht.

    Goldene Mitte 6,5 aufgerundet 7.

    7/10
  4. Sylverblack sagt:

    Michael Klaas ist eben doch ziemlich engstirnig. Dass es ihm nicht gefällt – geschenkt. Aber dass erhöhter Pop-Appeal automatisch eine Anbiederung as Radio darstellen soll? Und dass U2-Vergleiche unrühmlich sind? Er sollte von der Einstellung abrücken, dass sein persönlicher Musikgeschmack Allgemeingültigkeitscharakter hat.

  5. nachtstrom sagt:

    Also bei vielen Reviews auf metal.de musste ich schon schmunzeln, weil hier halt einfach – ohne böse zu sein wollen – eher Fans schreiben als Leute, die was davon verstehen (Musikjournalisten zb). Aber wie man dermassen daneben liegen kann wie hier, ist mir ein absolutes Rätsel. Ich empfehle, einfach mal im Netz nach anderen „Sonder“-Reviews zu googeln (zb. bei den Spezialisten wie den Babyblauen Progreviews) TesseracT schaffen natürlich kein zweites „Polaris“ (wozu auch?) sondern haben ihre Synthese bzw. Verzahnung früherer Djent-Tugenden mit moderner Pop-Ästhetik weiter verfeinert. Ja, das kracht nicht mehr so wie früher, dafür ist jede Nummer eine Reise – incl. leiser, nachdenklicher Passagen. Und die guten alten verschobenen Meshugga-Beats gibt es wirklich zur Genüge, nur wird halt nicht mehr minutenlang durchgenagelt. Damit erinnern TesseracT eher an Katatonia bzw. Faith No More (wie sehr viele Reviewer meinen, ich kann das nicht so nachempfinden). Aber U2? „…auf Nummer Sicher“? „Schaf im Wolfpelz“? Mit Verlaub, es kräuseln sich einem die Zehennägel. Bitte einfach Genremusik reviewen in Zukunft, da kann man nicht so ins Klo greifen, denn ein grundlegendes Verständnis von komplexeren Zusammenhängen der jüngeren Popularmusik scheint dem Reviewer da eindeutig zu fehlen. Mit freundlichem Gruß

    10/10
    1. Nether sagt:

      „…denn ein grundlegendes Verständnis von komplexeren Zusammenhängen der jüngeren Popularmusik scheint dem Reviewer da eindeutig zu fehlen.“
      Auweija. Ist das die Akademiker-Variante von „Der ist doof. Der versteht die Platte einfach nicht“?
      Da du selber die Babyblauen-Seiten ins Spiel bringst, das sind auch „nur“ Fans. Zumindest mir ist kein Metal-Magazin – Print wie Online – bekannt, deren Mitglieder sich überwiegend aus examinierten Musikjournalisten zusammensetzen. Davon ab enthält deren Review von „Sonder“ auch keinen Wirbelsturm der Begeisterung, sondern stellt fest, dass es „natürlich ein gelungenes Album“ sei und quittiert das Ganze mit 11/15.

      Viel interessanter für dich wäre aber ein Blick in die FAQ der Babyblauen.
      Da kann man unter dem Punkt „Euer Rezensent xyz hat der Platte zyx nur a Punkte gegeben. Hat der sie noch alle?“ nämlich folgendes lesen:
      „Unsere Rezensenten leiden alle am gleichen Defekt – an einer eigenen Meinung. Das hat uns lange Zeit schwere Sorge bereitet. Ein Desaster drohte – fast schien es, als müssten wir unser ganzes Projekt wieder einstellen. Dann fand unsere juristische Abteilung zur allgemeinen Verblüffung heraus, dass irgend jemand das Recht auf freie Meinungsäußerung bereits vor Jahrzehnten ins Grundgesetz geschrieben hatte. Man stelle sich das Hallo unter den Rezensenten vor, die nun noch dreister ihre persönlichen Wertungen einfließen ließen. Endgültig beruhigt waren wir aber erst, als sich herausstellte, dass alle unsere Leser an genau dem gleichen Übel litten. Denn kaum war in einer Besprechung schlüssig dargelegt worden, dass eine Platte unanhörbar sei, meldete sich garantiert ein Leser, um uns kurz und knapp das Gegenteil zu erklären.“

    2. „Also bei vielen Reviews auf metal.de musste ich schon schmunzeln, weil hier halt einfach – ohne böse zu sein wollen – eher Fans schreiben als Leute, die was davon verstehen (Musikjournalisten zb).“ ????

      Das musst du mir jetzt mal genauer erklären, denn wenn Fans keine Ahnung von der Materie haben, wer dann? Musikjournalisten gab´s vielleicht bei der SPEX oder beim Intro, Vision oder weiß der Geier was. Fanzine impliziert ja schließlich, dass man Fan ist. Außerdem, was sollen Reviews denn sonst sein, außer einer subjektiven Meinung? Wenn einer keine Ahnung von Musik hat, dann sind es Musikjournalisten! Never trust a hype oder so ähnlich. Und ich hab von der Platte hier kein Stück gehört, nur geht mir so ein Geschwafel wie von dir dezent auf die Nüsse, sorry man.