Tesseract - Perspective (EP)

Review

Ich stehe EPs im Allgemeinen eher skeptisch gegenüber, das möchte ich zu Beginn dieser Rezension loswerden – denn auch die vorliegende TESSERACT-EP „Perspective“ ist da keine Ausnahme. Man könnte „Perspective“ an dieser Stelle als ‚Lebenszeichen‘ zwischen dem Debut „One“ und dem hoffentlich bald folgenden zweiten Album abtun, würde den fünf Songs damit aber Unrecht tun – das muss selbst ich als Skeptiker sagen. Ich verstehe „Perspective“ eher als weitgehend gelungenes Experiment, das Fans der Briten sicherlich begeistern, mich aber trotzdem nicht uneingeschränkt von seiner Daseinsberechtigung überzeugen kann.

Was ist jetzt das Experiment „Perspectives“? Entstanden ist die EP auf Grundlage einer Akustik-Session, die TESSERACT auf ihrer Tour mit PROTEST THE HERO absolvierten und die der Band das Potential ihrer Songs in der Form verdeutlichte, als diese auch ohne die markanten Rhythmusgitarren funktionierten. Folgerichtig sind vier der fünf enthaltenen Songs akustischer Natur.

Djent akustisch? Jep. Auch wenn „akustisch“ hier nicht bedeutungsgleich ist mit „unplugged“, sind die (Poly-)Rhythmusgitarren vollständig unverzerrt. Auch ich habe im ersten Moment gestutzt, muss aber anerkennen, dass die Stücke tatsächlich auch in der ‚Weichspüler-Version‘ funktionieren. Einschränken muss ich diese Aussage insofern, als mit „Perfection“ (Concealing Fate Part Four) ein eher wenig Djent-lastiger Song als Opener fungiert und „April“ (ebenfalls von „One“) auch nicht so richtig in die erwartete TESSERACT-Kerbe schlägt. Nur „Origin“ (Concealing Fate Part Six) kann den Kontrast als Ergebnis des Experiments „Perspective“ wirksam zu Tage fördern – aber vielleicht ist gerade das die wichtigste Erkenntnis: TESSERACT geben sich nicht mit der Djent-Schublade zufrieden, sondern sind vieldimensional (bzw. vierdimensional) und damit auch in der Lage, auf akustische Weise mitreißende Musik zu erschaffen.

Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass einer der Akustik-Songs fehlt: Hierbei handelt es sich um „Dream Brother“, ein Jeff Buckley-Cover, das sich wunderbar in die EP integriert. Anders als – so muss ich leider sagen – „Eden 2.0“, das im gewohnten Gewand (jedoch mit neuem Sänger Elliott Coleman) daherkommt und auf mich lediglich wie eine verkürzte Version des letzten „One“-Songs wirkt. Hier habe ich das erste und einzige Mal das Gefühl, dass „Perspective“ vielleicht doch „nur“ Füllmaterial auf dem Weg zum nächsten Album sein könnte.

Insgesamt bieten TESSERACT auf „Perspective“ einen spannenden Alternativ-Zugang zu ihrer Musik, der vielleicht nicht jedem schmeckt, mir aber über weite Strecken gut gefällt und für Fans eine Bereicherung des TESSERACT-Universums darstellen dürfte.

05.05.2012
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