Tesseract - Altered State

Review

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Die Briten TESSERACT sind seit ihrem vielversprechenden Debüt eine der wichtigsten Bands der so genannten Djent-Szene, eine der überflüssigsten Genre-Schubladen seit der Erfindung derselben. Schon in ihren allerersten Karrierejahren hatten sie mit Line Up-Schwankungen zu kämpfen, was besonders bei Sängern ja immer deutlich ins Gewicht fällt. Ihr aktueller Frontmann Ashe O’Hara hat abgesehen von seinem poetischen Namen auch noch eine etwas andere Stimmfärbung, was aber gar nichts macht, denn sein Input ist mit Sicherheit das allergrößte Plus des neuen Albums „Altered State“.

TESSERACTs Musik besteht dabei wie zuvor sozusagen aus zwei unabhängig voneinander eingesetzten Teilen. Der musikalische Baustein sind die allgegenwärtigen MESCHUGGAH-Riffs, die die Basis des Djent-Sounds (hüstel) ausmachen. Das ist in aller Regel recht groovy und durchschlagend, und klingt im Verbund mit dem melodischen Moment eigenständig. Der Gesang und die atmosphärische Hergangehensweise können Fans für die scheinbar endlos lange Wartezeit auf neue Alben von TOOL und KARNIVOOL entschädigen, diese Art Bands sind es nämlch, die für die Kompositionen auf dieser Ebene von TESSERACTs Klangwelt Pate standen. Die Kombination aus diesen beiden stilistischen Eigenheiten ist auf „Altered State“ allerdings hin und wieder auch ein Nachteil, denn es wäre manchmal wünschenswert, die Band würde die wirklich guten und stimmungsvollen Hooklines für sich sprechen lassen, ohne dass man sich im Hintergrund mit dem technischen und stellenweise unpassenden Djent-Geriffe befassen muss. Das gibt es nämlich in ausnahmslos jedem Song, und das wirkt mitunter etwas repititiv.

Schade ist das besonders deshalb, weil Anhängern genannter und ähnlich klingender Bands bei den Hooklines der ausufernden und jeweils mehrgeteilten Epen das Herz aufgeht. „Proxy“, „Nocturne“ oder „Singularity“ entwickeln sich nach ein paar Durchläufen zu sphärisch-progressivem Kraftfutter, das weit überhalb des Irdischen schwebt und dort zumindest streckenweise verharrt. Das abgehakte Stakkato-Riffing, wie erwähnt typisch für die Band, ist in manchen Songs kein Störfakktor, in anderen aber sehr wohl. Da fehlen dann auch melodische Gitarrenmomente zur Auflockerung, der Gesang ist das rettende Ufer, der jedoch jedem Song ebenso seinen Stempel aufdrückt und in jedem der zehn Tracks etwas hinterlässt, an dem man sich festhalten kann, wenn die Instrumentalfraktion mal wieder ein bisschen zu sehr abseits der Songstruktur entlang schippert.

Bei aller Kritik bleibt festzuhalten, dass das Gespür der Band für durchdringende Melodien „Altered State“ dann doch eher auf die Habenseite rettet. Wer in diesem Jahr schon mit der aktuellen THE OCEAN-Scheibe Freundschaft geschlossen hat, der gehört auch zur Zielgruppe der Briten, was bedeutet, dass es zunehmend Bands gibt, deren Anspruch sich jenseits puren technischen Gefrickels bewegt. Das alleine ist schon erfreulich, und TESSERACT setzen hier zumindest ein kleines Ausrufezeichen. Ein gutes Album ist „Altered State“ zweifellos allemal.

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24.05.2013

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