TERVINGI - Gotensaga

Review

Die süddeutschen Melo-Death-/Pagan-Metaller TERVINGI haben ein Faible für Geschichte, weswegen es umso erstaunlicher ist, in welch knappen Worten die eigene Geschichte erzählt ist: 2011 wurde die Band vom ehemaligen LYFTHRASYR-Gitarristen Johann Frey gegründet und um aktuelle und ehemalige CORONATUS-Mitglieder sowie den ex-BELPHEGOR-Einpeitscher Tomasz „Nefastus“ Janiszewski ergänzt, und jetzt liegt mit „Gotensaga“ bereits das erste vollwertige Album vor, ohne dass TERVINGI vorher ein Demo aufgenommen hätten. „Gotensaga“ ist ein Konzeptalbum – der Name lässt es bereits erahnen – über die (West-) Goten, die auch als TERVINGI (wörtlich: „Waldleute“) bekannt sind, womit sich der Kreis schließt.

Und TERVINGI haben mit „Gotensaga“ keine halben Sachen gemacht: Das Album wurde selbst aufgenommen, im Studio E „Klangschmiede“ von Markus Stock gemischt und von Mika Jussila im Finnvox Studio Helsinki gemastert. Ein amtlicher Sound ist somit garantiert, und auch instrumental macht den Süddeutschen niemand etwas vor: Die Mischung aus Melo-Death, traditionellem Metal und Pagan Metal ist mehr als ordentlich in Szene gesetzt. Das Drumming ist perfekt, die Gitarrenriffs sitzen millimetergenau und die Soli sind gekonnt.

Bleibt die Musik, und die ist grundsolide komponiert, wenngleich nicht herausragend. Den Tracks, wie „Der Goten Eid“ oder „Die Seherin“ (mit hübschem weiblichem Gesang), fehlen einfach die Melodien mit Wiedererkennungswert, die geilen Hooks, die Spannungsbögen. Und selbst wenn die Süddeutschen bei „Stadt aus Asche“ einen Backgroundchor aufbieten, gewinnt die Musik dadurch nicht – selbst wenn der Song sonst mit ordentlichem Gitarrengeschredder und einem schicken Solo glänzen kann. Und auch das klassisch inspirierte Intro sowie die eher sanften, teilweise von Akustikgitarren getragenen Stücke „Der Abschied“ und „Epilog“ können keine nennenswerten Akzente setzen.

Der größte Minuspunkt auf „Gotensaga“ ist aber zweifellos der Gesang: Johann Frey knödelt sich durch die Stücke und presst seine Stimme, dass es keine Freude ist. Sicherlich: Der Gesang ist nicht schief und (einmal damit abgefunden) auch nicht sonderlich störend, aber gelungen ist er erst recht nicht. Somit ist „Gotensaga“ unter dem Strich eine recht durchschnittliche Platte geworden, die wohl nur Genrefans zufriedenstellen wird. Die positiven Ansätze, die von der Produktion bis hin zur instrumentalen Darbietung reichen, werden leider durch den Gesang nach unten wieder ausgeglichen. Da wäre mehr drin gewesen.

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12.04.2013

- Dreaming in Red -

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