TENSIDE beobachte ich seit dem letzten Album „Chain Reaction„ und gerade die Tatsache, dass sich die Münchner sich partout nicht einordnen lassen, gefällt mir richtig gut. Es wird wieder ordentlich Lärm gemacht und auch auf dem mittlerweile fünften Album „Nova“ bewegt man sich irgendwo zwischen Groove, Modern und Thrash Metal. TENSIDE servieren diesmal allerdings deutlich markantere Songs und gehen mit „Nova„ extrem schnell ins Ohr. Wenige Durchläufe genügen um sich mit der Platte vertraut zu machen, mitzuwippen und einige tolle Momente zu finden.
TENSIDE haben weiterhin kräftigen Zug in ihren Songs, gespickt mit Gangshouts, rauchigen Growls und melodiösem Klargesang. Schon der Opener „Where We Belong“ fällt praktisch mit der Tür ins Haus, immer auf Basis von beinharten Drums, die gnadenlos alles niederknüppeln und den Song ordentlich in Form halten. Auch nach fast zehn Jahren hört man TENSIDE den Hunger an, dass war schon immer eine Stärke der talentierten Band. Highlight und gleichzeitig Sorgenkind ist „Reborn“! Geschossen wird mit Doublebass und stampfendem Groove, allerdings habe ich Probleme mit dem Chorus, der leider ganz deutlich (kann natürlich unbeabsichtigt sein!) an „Locust“ von MACHINE HEAD erinnert. Seltsamerweise erinnert mich auch „At The Top Of The Tide“ an MACHINE HEAD, für mich aber das beste Stück der Platte. Im Vergleich zum restlichen Material kommen TENSIDE hier konkreter auf den Punkt und sind weniger aufdringlich, was Mitsingmöglichkeiten und Rhythmuswechsel angeht. Ein knackiger und starker Song, der sich internationalen Vergleichen locker stellen kann. Besonders die verschiedene Gesangsstile wurden hier sehr klug eingesetzt, während bei „Golden Strenght“ die Kombination nicht optimal gelungen ist. Der Klargesang sorgt eindeutig für die Eingängigkeit von „Nova“, zieht aber einigen Momenten den Drive und die Härte ab. Was der eine Sänger aufbaut, haut der andere Sänger also hinten wieder ein und viele Attacken und Ausrastmomente werden verschenkt.
Insgesamt klingt „Nova“ reiflich überlegt. Vorher Nachdenken ist sicherlich nicht das Schlechteste und TENSIDE haben sich gründliche Gedanken um die Platzierung von Mitsingparts und Moshparts gemacht. Zumindest klingt es so und die Platte löst ein einziges Kopfkino einer pogenden Masse aus. Keine schlechte Animation eigentlich. Aber für mich ein echter Kritikpunkt, denn richtig ungezwungen kreativ klingt „Nova“ nicht. Man kann TENSIDE die Qualität und „Nova“ das Hörvergnügen nicht absprechen, aber es fehlen zwingende Gänsehautmomente und Hooks die inhaltlich oder künstlerisch mitreißen. „To Infinity And Beyond“ ist einer dieser Songs, die grundsätzlich Potential haben, aber einfach zu zugekleistert sind. Immer noch eine stimmlichen Variante und noch einen Chor obendrauf. Die knarzende Gitarre und den donnernden Bass in den Vordergrund zu holen, wäre letztendlich sicherlich effektiver gewesen. TENSIDE haben wieder eine solide Platte abgeliefert, die es sich zu lohnen hört. Sie sollten sich aber mal wieder einige Ecken und Kanten zulegen.
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