Tenhi - Folk Aesthetic 1996-2006

Review

Für langjährige TENHI-Fans wie für Neueinsteiger in die bezaubernden und mystischen Klangwelten der finnischen Folkmusiker gab es vergangenen Sommer ein schönes Geschenk. Mit „Folk Aesthetic“ präsentieren TENHI eine umfassende Sammlung von seltenen und zum großen Teil unveröffentlichten Aufnahmen aus ihrer mehr als zehnjährigen Schaffensperiode.

Das opulent aufgemachte Digipak enthält drei CDs und ein dickes, 76-seitiges Booklet mit ausgedehnten Linernotes, Songtexten (und Übersetzungen), Fotos der Band und immer wieder faszinierenden Zeichnungen und Malereien aus der Hand von Tyko Saarikko, dessen Kunst man ja schon auf den vorherigen Veröffentlichungen bewundern durfte.

Auf der ersten CD fanden sich im Prinzip schon die überzeugenden Argumente, die mich zu einem schnellen Kauf von „Folk Aesthetic“ drängten: Nicht nur das Demo „Kertomuksia“ (1997) wird hiermit erstmals auf CD veröffentlicht, sondern auch die Songs der beiden MCDs „Hallavedet“ (1998) und „Airut:Ciwi“ (2000) werden hier wieder zugänglich gemacht, nachdem sie bereits seit langem ausverkauft sind. Ich habe damals zwar mit „Kauan“ (1999) das erste Mal von dieser außergewöhnlichen Band gehört, aber richtig gepackt hat es mich erst mit „Väre“ (2002). Und nun hatte ich endlich die Möglichkeit, auch in den Genuss der MCD-Songs zu kommen.

Die zweite CD ist ein Sammelsurium aus unveröffentlichten Aufnahmen, alternativen und Demo-Versionen, sowie Songs vom Promotape von 1997 und den zwei Bonus-Songs des im Jahr 2004 wiederveröffentlichten Debüts „Kauan“. Ein schöner Zug wie ich finde, so braucht man sich als Besitzer der Erstauflage das Album nicht erneut zulegen, um diese Songs zu hören.

CD Nummero Drei kommt dann mit der größten Überraschung, und zwar ein ganzes, bisher nicht veröffentlichtes Album. „Kaski“ enthält neun Songs, die wie all das andere Material von TENHI über zehn Jahre hinweg entstanden sind. Auf den ersten Blick könnte man dahinter eine inkonsistente Ansammlung von Outtakes und nicht genutztem Material von den bisherigen Alben vermuten, aber dieser Vorbehalt erweist sich als Schnellschuß.
„Kaski“ steht in bester Tradition seiner Vorgänger, und vereinnahmt den Hörer durch seine packende, einzigartige Atmosphäre. Die oft durch das Piano dominierten Stücke versprühen ein wunderbares Gefühl von Ruhe und Geborgenheit in der Natur, fernab jeglicher Zivilisation.
Es ist wohl nicht vermessen zu sagen, dass bisher jedes Werk von TENHI viel größer war, als seine äußere Erscheinung, viel tiefer und faszinierender. Musik für die Ewigkeit… und nichts geringeres ist „Folk Aesthetic“. Auf der Reise durch die zehnjährige Bandgeschichte wird man vertraute Klänge hören und sehr viel Neues. Vor allem wird es eine Reise in das Innerste sein – genau das schätze ich sehr an TENHIs Musik. Irgendwie schafft sie es, die alltägliche Zerstreuung zu überwinden und uns zu begleiten, zurück zu uns selbst zu finden. Und ich denke, dass ist etwas sehr Wertvolles in einer Zeit, in der die Welt scheinbar immer enger zusammenrückt, wir uns aber dennoch nicht fremder sein könnten.

Fazit: „Folk Aesthetic 1996-2006“ ist eine mehr als gelungene Zelebrierung des 10-jährigen Bandjubiläums. Aber daraus nur eine „rare tracks collection for die-hard fans“ zu machen, wäre die Untertreibung schlechthin. Diese Zusammenstellung ist für jeden interessant, der etwas für die Musik von TENHI übrig hat, und die Masse des unveröffentlichten Materials spricht eindeutig für einen Kauf. Kein schnödes Best-Of, keine Mogelpackung, keine Fanverarsche – „Folk Aesthetic 1996-2006“ ist ein liebevoll verpacktes Kleinkunstwerk, wie man es gar nicht anders von TENHI erwartet hätte. Danke!

01.03.2008
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