TEN YEARS AFTER können von sich behaupten, bereits beim legendären „Woodstock“-Festival auf der Bühne gestanden zu haben. Entsprechend dürfte der traditionsbewusste Sound des Quartetts wohl niemanden ernsthaft verwundern. Die Engländer spielen klassischen Hard Rock mit einer gehörigen Blues-Schlagseite. Das mag heutzutage anachronistisch anmuten, wird aber mit viel Herz und Seele zelebriert.
Nachdem die Solo-Pläne von Gitarrist Alvin Lee bereits mehrfach zu einer vorübergehenden Auflösung der Band führten, sind TEN YEARS AFTER seit Anfang des neuen Jahrtausends mit Gitarrist und Sänger Joe Gooch unterwegs, der alterstechnisch locker der Sohn eines der drei verbliebenen Gründungsmitglieder sein könnte. Und obwohl man natürlich immernoch von den Lorbeeren der Vergangenheit zehrt, hat man mit „Evolution“ nun immerhin das zweite Studioalbum in dieser Besetzung eingespielt.
Musikalisch gibt man sich abgeklärt und unaufgeregt. Ein wenig vermisst man den Biss einer jungen, hungrigen Band, dafür findet sich jede Menge Abgeklärtheit und Routine in den zehn Stücken. Hier dominiert ein ruhiger, entspannter Unterton, solide Bluesmusik mit nur wenigen dezenten Spielereien. Und neben einigen äußerst starken Titeln wie „She Needed A Rock“, der Ballade „I Never Saw It Coming“ oder dem groovigen „Slip Slide Away“ haben sich auch einige belanglose Lückenfüller („She Keeps Walking“) eingeschlichen.
Der große Wurf ist TEN YEARS AFTER mit „Evolution“ nicht mehr gelungen. Die textliche Seite kann mit bodenständigen Blues-Themen von gebrochenen Herzen und verlassenen Männern keine eigenen Akzente setzen, dafür hat Sänger Joe Gooch eine angenehme Stimme und auch der Gitarrensound weiß zu gefallen. Das reicht unter dem Strich für ein ganz nettes Bluesrock-Album, das alte Männer in Erinnerungen schwelgen lässt, der jüngeren Generation jedoch vermutlich nicht unbedingt zusagen wird.
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