Ich freue mich immer, wenn ich durch die Promos, die mir auf den Schreibtisch flattern, etwas lernen kann. So wusste ich vor Eintreffen des TEN-4-Demos „2015“ nicht, dass es in der Schweiz einen Kanton gibt, der wahlweise nach einem Studienfach oder nach einem Erdzeitalter benannt ist: Jura. Von dort kommt der Vierer, der sich 2012 zusammengefunden hat, um seine eigene Vision von Elektro-Metal in Klang zu gießen.
Leider muss ich zugeben, dass die Information über den Kanton Jura schon der nützlichste Aspekt des eingesendeten Achttrackers ist. „2015“ ist selbst für dein Debüt erstaunlich schwach – in nahezu jeder Hinsicht.
Das beginnt schon in der Gitarrenarbeit von Nicole Ackermann und Tobi Rohrbach, die so eindimensional ist, dass die Songs anhand der Gitarrenmotive nicht unterscheidbar sind. Das geht weiter mit dem gepressten Gesang von David Ackermann, der mich zumindest in den englischen Abschnitten die Frage stellen lässt, was ich schlimmer finde – die „Intonation“, die Aussprache oder die miserable Grammatik.
Ähnlich eindimensional agiert auch das Schlagzeug, das in der Begleitung der Gitarren ebenso blass bleibt und sich durch immer die gleichen Muster arbeitet, ohne an irgendeiner Stelle aufzufallen. Negativer Höhepunkt sind jedoch die elektronischen Elemente, die wirklich gar kein Gespür für Atmosphäre demonstrieren – oder ist es Absicht, dass die Synthesizer in „My Life Is Like Traffic“ (Zitat: „My life is like traffic, every day the same!“) nach Kirmes klingen?
Nein, „2015“ ist der – abgesehen vom Sound, der wirklich anständig ist – in jeder Hinsicht gescheiterte Versuch, Elektro- / Industrial-Metal im Jahr 2015 so etwas wie neues Leben einzuhauchen. Eher ist es der Beweis, dass moderner Metal mit Elektro-Elementen schon ganz schön nach Verwesung riecht…
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