Temple Of Dread - World Sacrifice

Review

Soundcheck Juli 2020# 8

„World Sacrifice“ ist mal wieder so eine Scheibe, wo man denkt, Mensch, was wären wir dazu früher steil gegangen, so vor 20 oder gar 30 Jahren. Heute verhindert das fortgeschrittene Alter leider weitestgehend solche Aktivitäten. Das macht die Mucke von TEMPLE OF DREAD aber nicht weniger gut, ganz im Gegenteil.

Gerade mal knapp ein Jahr nach „Blood Craving Mantras“ brettert der ostfriesische Panzer erneut einmal vom beschaulichen Spiekeroog auf das Festland und wieder zurück. Die Herren sind nach wie vor herrlich in den Spurrillen alter MORGOTH und vor allem OBITUARY unterwegs. Und auch diese beiden Altmeister würden sich glücklich schätzen, solche wuchtigen, frischen und verdammt guten Songs im Gepäck zu haben. Die Referenzen sind also klar erkennbar, dennoch pflügen TEMPLE OF DREAD ihre eigene Schneise in die idyllische Landschaft.

Markus Bünnemeyer hat hier gemeinsam mit dem Produzenten an den Drums und Jens Finger von SLAUGHTERDAY am Mikro ganz einfach ein richtig cooles Projekt auf die Beine gestellt. Und das Jörg Uken einen Old-School-Sound vom allerfeinsten in die Boxen zaubern kann, ist ja nun auch alles andere als ein Geheimnis.

TEMPLE OF DREAD legen rasch und fett nach

Die hohen Erwartungen werden absolut erfüllt, „World Sacrifice“ ist fett und erbarmungslos, kurz und schmerzvoll. Natürlich ähneln sich manche Songs gewaltig, und so etwas bemängelt man ja oft auch völlig zu Recht, doch hier macht es einfach nur mächtig Spaß. TEMPLE OF DREAD sind eben nichts für Schöngeister. Dennoch könnten sich die Herren mit etwas mehr Abwechslung und dem einen oder anderen Hit ganz sicher noch auf das nächst höhere Level ballern. Aber was noch nicht ist…

Mal wird kurz abgebremst bzw. sogar ein etwas längerer Midtempo-Part eingestreut („Commands From A Black Soul“ oder „Enforcers Of The Vile“), doch dann geht die Scheibe wieder sofort ab durch die Mitte („Machine“ oder „Alive I Rot“). Mehr an Stilmitteln legen TEMPLE OF DREAD im Großen und Ganzen auch gar nicht an den Tag. Das reicht aber für ein spannendes Album absolut aus, wenn man solche Kracher der alten Schule schreiben kann. Da brauchst du kein komplettes Arsenal an Stilmitteln, du musst „nur“ die, für die du dich entschieden hast, bestmöglich einsetzen. Und genau das gelingt TEMPLE OF DREAD erneut so richtig gut.

Aus der Reihe tanzen im Prinzip nur zwei Songs. Das MORGOTH-Cover „Sold Baptism“ bleibt sehr nah am Original. Aber was willst du an dem Song auch verändern oder gar verbessern? Eben! Der ist einfach Weltklasse, Punkt. Er zeigt aber auch, dass bei TEMPLE OF DREAD noch ein paar Prozent zur absoluten Spitze fehlen. Und das abschließende „Blood Craving Mantra“ ist schließlich der etwas andere Song. Hier startet man schleppend, beschwörend und rituell und bricht damit aus dem Druck-und-Tempo-Konzept deutlich aus. Dann ziehen die Herren aber doch noch an und geben nochmal richtig Gummi, bevor sich der Song finster keifend dem Ende entgegen schleppt und schließlich verhallt.

„World Sacrifice“ ist eindimensional genial, kurz und schmerzvoll

Das hier ist keine Mucke vom Reißbrett, weil dieser Stil zufällig gerade mal angesagt ist. Hier leben einfach ein paar alte Hasen ihre Jugend nochmal aus und legen einen ebenbürtigen Nachfolger zu ihrem Erstling nach.

Das Terrain von „World Sacrifice“ ist ganz eng abgesteckt und wird zu keiner Sekunde verlassen. Und dieser Umstand macht diese Scheibe unglaublich vorhersehbar, und trotzdem so gut. Mit monotoner Gelassenheit und Altersweisheit wird das Ding runter gezockt. TEMPLE OF DREAD mausern sich schon mit der zweiten Scheibe zu einer kleinen Institution im deutschen Old School Death.

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14.07.2020

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