Temple Of Baal / Ritualization - The Vision Of Fading Mankind

Review

Bekanntermaßen waren und sind – auch wenn die Feststellung in Zeiten des weltweiten Netzes ihren Absolutheitsanspruch schon lange eingebüßt haben mag – Split-Veröffentlichungen grundsätzlich eine besonders reizvolle Sache, geben sie doch die Möglichkeit, oftmals exklusives Liedgut seiner Lieblinge zu ergattern und/oder einen beziehungsweise gleich mehrere bisher fremde Künstler auf einen Streich zu entdecken. So vereint „The Vision Of Fading Mankind“ mit TEMPLE OF BAAL und RITUALIZATION zwei französische Formationen aus dem extremen Metal-Sektor; erstgenannte verhältnismäßig, letztgenannte bisher gar gänzlich unbekannt.

Obwohl ebenfalls schon seit 1998 aktiv, sind TEMPLE OF BAAL weit von der Popularität ihrer Landsmänner DEATHSPELL OMEGA entfernt. Immerhin aber erinnern ihre vier neuen Stücke mitunter dezent an deren letztes Album „Paracletus“: In das schwarzmetallische Hochgeschwindigkeitsgeprügel hat auch manches Death-Metal-Riff Einzug gefunden; technisch und strukturell zeigt sich das Quartett relativ anspruchsvoll, neben dissonanten Gitarrenläufen gibt es verborgene Melodien und Soli zu entdecken – etwa beim neunminütigen „Heresy Forever Enthroned“. Ein paar Sprach-Samples lockern das meist sehr direkte Material auf, ebenso wie die ein überdeutliches CELTIC FROST-Zitat darstellende erste Hälfte von „Slaves To The Beast“ angenehm aus der Reihe tanzt. Kehlig-rau, aber doch stets kontrolliert gibt sich der Gesang, der seit dem 2009er-Album „Lightslaying Rituals“ an Enthusiasmus eingebüßt hat. Das übrig gebliebene Semi-Grunzkreischen schmälert den guten Eindruck des ansonsten interessanten Beitrages. (6/10)

Die im durch Jeanne d’Arc bekannten mittelfranzösischen Orléans beheimateten und bisher noch im Demo-Stadium befindlichen RITUALIZATION haben sich schwarz-trashigem Old-School-Death-Metal verschrieben, der bei tiefem, recht farblosem Gegrunze wie ein aggressiver Bastard aus Morrisound-Kapellen wie Frühneunziger-CANNIBAL CORPSE und ganz alten SEPULTURA wütet. Die beiden gut vierminütigen Eigenkompositionen – bei „Devil Speaks In Tongues“ handelt es sich um eine Nachspielversion der Peruaner MORTEM – sind völlig eindimensional, bieten keinerlei Überraschungen und Schnörkel, lassen es aber immerhin nicht an Vehemenz mangeln. (4/10)

Begeistern kann „The Vision Of Fading Mankind“ in etwa so sehr wie ein großer Salat mit Hühnchen beziehungsweise ein Leberwurstbrot im Steakhaus: Zwar bleiben TEMPLE OF BAAL mit ihrem rasanten Black/Death Metal aufgrund abwechslungsreicher Strukturen jederzeit recht unterhaltsam, dennoch gehört die Truppe sicherlich nicht zu den Visionären des Genres und konnte zudem auf ihrem letzten Werk „Lightslaying Rituals“ bei ähnlicher stilistischer Ausrichtung mit beseelterem, wütenderem Gesang eher überzeugen. Einen in keinster Weise zwingenden Eindruck hinterlassen die Neulinge RITUALIZATION. Der Vierertrupp holzt seinen an Spätachtziger- und Frühneunziger-Bands orientierten Florida Death Metal zwar schön brutal herunter, lässt aber leider nicht eine einzige frische Note zu – ein klassischer Fall von Totgeburt.

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25.11.2011

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