Temple Of Baal - Mysterium

Review

Hin und wieder – insbesondere nach sechzehn Jahren im Black Metal und sechseinhalb Jahren auf diesen Seiten – stellt man sich als Freizeit-Schreiberling ja doch kritische Fragen: Könnte die Tatsache, dass ich gefühlte 95 Prozent heutiger Black-Metal-Veröffentlichungen höchstens mit einem „meh“ versehen würde, damit zu tun haben, dass ich eine Sättigung erreicht habe, die mir den Genuss schwarzmetallischer Klänge zunehmend einschränkt? Könnte das vielleicht auch an der musikalischen Stagnation liegen, die gerade dem Black Metal immer wieder (nicht ganz zu Unrecht!) vorgeworfen wird?

TEMPLE OF BAAL beweisen mit ihrem… Moment, schnell in der Encyclopedia Metallum nachgezählt… fünften Langspieler (neben zwei Demos, fünf Split-Veröffentlichungen und einem Live-Album) namens „Mysterium“, dass die eingangs erwähnten Fragen vergleichsweise unbegründet sind: Die Franzosen kommen 17 Jahre nach ihrer Gründung durch Gitarrist Amduscias mit gut 55 Minuten Black Metal um die Ecke, der weite(ste) Teile der sonstigen Schwarzwurzel-Kapellen verdammt alt aussehen lässt.

Zugegeben: Der Vierer geht in den sieben Songs (plus Interludium „Dictum Ignis“) nicht unbedingt klassisch oder gar orthodox vor – zumindest nicht musikalisch, die Songtitel legen inhaltlich eine etwas orthodoxere Orientierung nahe. Nein, das Gebräu TEMPLE OF BAALs fußt zwar eindeutig im Black Metal, verarbeitet aber auf sehr homogene Weise eine ordentliche Portion Death-Metal-Einflüsse (insbesondere Gitarrensoli sind jetzt nicht unbedingt typisch für Black Metal… auch wenn der Death-Metal-Anteil bei Weitem nicht so hoch ist wie bespielsweise bei BEHEMOTH) und auch einige Thrash-Anleihen hier und dort.

Das Resultat klingt dennoch beeindruckend schwarz – und daran ändern auch genannte Soli und die teils durchaus an der Grenze zu „cheesy“ (sofern dieses Attribut im Black Metal eine Daseinsberechtigung hat) befindlichen harmonischen und melodischen Auflösungen nichts. „Mysterium“ klingt düster, druckvoll – und man spürt die musikalische Nähe zu anderen französischen Kapellen wie HELL MILITIA (Bassist Arkdaemon und Zweitgitarrist Saroth sind dort ebenfalls aktiv) oder DEATHSPELL OMEGA, auch wenn letztgenanntes Projekt natürlich deutlich sperriger ist als TEMPLE OF BAAL. Tatsächlich geht „Mysterium“ (mir zumindest) ziemlich gut ins Ohr – etwas, das ich der Band als Pluspunkt attestiere, denn trotz des musikalisch zweifellos vorhandenen Anspruchs eingängig zu bleiben, ist eine Herausforderung.

So bieten TEMPLE OF BAAL mit „Mysterium“ hochwertiges Schwarzmetall, das Freunde orthodoxer Klänge ebenso begeistern dürfte wie Schwarzwurzeln, die auch eine Schwäche für todesmetallische Klänge mitbringen – und dabei niemanden überfordert.

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27.09.2015

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1 Kommentar zu Temple Of Baal - Mysterium

  1. Arvid sagt:

    Atmosphärisch stimmiges, extrem spannendes und kreatives Album!
    Es war ja aber auch kaum zu erwarten, dass eins der Album-Highlights dieses Jahr aus Frankreich kommt!
    Jeder der Fan des Black Metal – unabhängig von der Ausrichtung – ist, sollte sich dieses Album zulegen.
    Für alle anderen Fans, die auf Musik mit besonderer Aura und zugleich Härte stehen, ist es auch eine Kaufempfehlung.

    9/10