Temple Koludra - Temple Koludra
Review
Wer fühlt sich bei diesem angenehm ungewöhnlichen Namen nicht dezent an die gute Frau Koludowig … äh … Frauke Ludowig von den RTL’schen „Exclusiv“-Formaten erinnert? Niemand? Ah, doch, dort hinten … TEMPLE KOLUDRA – eine längere Ausführung über die Bedeutung des zweiten Namensteils findet sich für Interessierte auf der Netzpräsenz des Duos – jedenfalls heben sich mit ihrer ersten, selbstbetitelten EP qualitativ vom seicht-überflüssigen Privatsender-Klatsch ab.
Der ambitionierte Zweier aus Mainhattan vermengt auf seinem 23-minütigen Einstand den wilden, chaotischen Black Metal des 21. Jahrhunderts – inklusive stark pochendem, maschinellem Schlagzeug – mit dezenten Ambient-Unterfütterungen. Wie es sich für ein gutes schwarzmetallisches Scheibchen gehört, punktet „Temple Koludra“ dabei in erster Linie durch seine Atmosphäre – überwiegend kalt und offenkundig aggressiv, aber doch auch auf engem Raum verwachsen mit unterschwellig-bedrohlichen, monoton-meditativen Zügen. Die auf Deutsch, Englisch und Norwegisch herausgekrächzten – eine entfesseltere, manischere Kehlkopf-Marter hätte der Platte noch besser zu Gesicht gestanden – Texte künden von Ritualen der Anrufung und des Übergangs. Fremdartige, von jetzt auch als weiblich identifizierbarer Stimme vorgetragene Gesänge („Panta Rhei“) oder gesprochene Einschübe („Ritualist“) sowie mannigfaltige hintergründige Effekte und Geräusche (besonders deutlich und gelungen bei „Zornisse“) hauchen der EP zusätzliches, dunkles Leben ein.
Vage Vergleiche mit anderen Formationen ließen sich natürlich auch bei TEMPLE KOLUDRA finden, doch niemals hat man das Gefühl, dass die beiden Frankfurter sich zu stark rechts, links oder sonst wo orientieren. Nein, sie zeigen sich auf „Temple Koludra“ eigenständig, in angenehmem, sprich nicht übertrieben oder aufgesetzt wirkendem Maße experimentell und tradieren dennoch den rauen Geist des Black Metal – ein unterm Strich überzeugender Einstand. Der ein oder andere mag sich bei näherer Betrachtung vielleicht daran stören, dass hier etwas schwülstig Gewese um Namen und Inhalte gemacht wird, dies einen leicht „durchgestylten“ Eindruck hinterlässt – siehe die eingangs angesprochenen umfangreichen Erläuterungen seitens der Band. Aber gut, wer seinen Black Metal am liebsten völlig stumpf und reduziert mag, ist hier sowieso falsch.
Temple Koludra - Temple Koludra
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Black Metal, Progressive Black Metal |
Anzahl Songs | 5 |
Spieldauer | 25:01 |
Release | |
Label | Eigenverlag |
Trackliste | 01. Panta Rhei 02. I Ginnungagap 03. Ritualist 04. Zornissen 05. Valkairos |