Telltale - Timeless Youth (EP)

Review

TELLTALE dürfte hierzulande noch unbekannt sein, denn der US-Vierer ist in unseren Breitengraden bisher nicht in Erscheinung getreten. Das könnte sich mit etwas Glück zur rechten Zeit am rechten Ort dennoch bald ändern, weil die Band in puncto Alternative und Pop Punk wirklich etwas zu bieten hat. Jetzt kommt mit der EP „Timeless Youth“ erstmals auch etwas auf den deutschen Markt, dem Beachtung gebührt.

TELLTALE fackeln nicht lange

John Carter (Vocals), Bryce Marshall (Guitar), das ehemalige Bandmitglied Cole Bennett (Bass) und Travis Slack (Drums) gehören zweifellos zu der Sorte Musiker, die nicht lange fackeln, sondern auf Nägel mit Köpfen setzen. Im Januar 2017 in Richmond im US-Bundestaat Virginia ins Leben gerufen, veröffentlichten TELLTALE bereits zwei Monate später ihre Debüt-Single „Atlas“, mit der es gleich zur Sache ging: Schnell, hart und doch von Melodien mit großen Wiedererkennungswert dominiert. Carter erweist sich dabei als Leadsänger, der sich mit seiner powervollen Stimme wahrlich nicht verstecken muss.

Das tun TELLTALE übrigens auch nicht, denn von Anfang an spielt sich das Quartett vornehmlich in den USA und ebenfalls in Kanada live sprichwörtlich den Hintern ab. Im September 2017 stellten die Vier ihre erste EP „Good Intensions“ als Stream vor und tourten munter weiter, bis sich die Band im November vom Bassisten Bennett trennte und diesen quasi übergangslos durch Tim Fogg ersetzte.

TELLTALE scheinen genau zu wissen, was und wohin sie wollen, veröffentlichten 2018 ein Video zur Single „451“ und spielten unter anderem auf der legendären „Vans Warped Tour“, bevor sie im Juli ein komplettes Album im Studio aufnahmen und fertigstellten. Aber meistens kommt es eben doch anders, als man denkt.

Jung und unverbraucht: „Timeless Youth“

Im März dieses Jahres unterschrieben John, Bryce, Tim und Travis einen Plattendeal bei Sharptone Records und seither ist von einem Longplayer vorerst keine Rede mehr. Stattdessen kommt mit „Timeless Youth“ nun eine EP mit sieben Tracks auf den Markt, die es endlich auch über den großen Teich schafft und in Deutschland erscheint. Sieben Songs klingt nicht eben wenig, dennoch wird die Gesamtspiellänge von gerade einmal 23 Minuten dem Begriff Longplayer nicht wirklich gerecht. Was einem da zu Ohren kommt, kann sich allerdings wahrlich hören lassen.

Ewige Jugend für die Ohren

Schon das Titelstück „Timeless Youth“ bohrt sich mit speedigem, punkigem Schlagzeug und gleichermaßen rasanten Gitarren- und Basslines angenehm die Gehörgänge. Der melodische Gesang von Carter, der als Shouter richtig abgehen kann, überrascht und überrollt – DAS erwartet man eher nicht von Newcomern wie TELLTALE.

Diese Jungs, die so jung und unbescholten aussehen, als wären sie gerade aus irgendeinem Internat abgehauen, können es in Sachen Songwriting und Umsetzung zweifelsohne mit den ‚Großen‘ im Business aufnehmen. Dies verdeutlichen auch Songs wie das eingängige, rockig angelegte „Bouquet“, das drumlastige „What We Live For“, das von einem Soundteppich getragene „Letting Go“, tanzbare Nummern wie „Dazy“ und „Rose“. Den krönenden Abschluss bildet mit „Hereditary“ eine Nummer, die zeigt, dass diese US-Band ihr mit dem Titelstück eingangs hoch angesetzte Qualitätslevel ihrer Musik bis zum Ende der EP durchzieht.

Saubere Produktion wünschenswert

Abzüge bei der Bewertung gibt es nur für die Studioproduktion, denn hier wurde das musikalisch massive Brett, was TELLTALE mit „Timeless Youth“ abliefern, einfach zu schraddelig produziert. Mag sein, dass der Garagenklang beabsichtigt ist, doch druckvollerer, auf den Punkt gebrachter Sound (bei der man den Bass in jedem Track hört!) würde den Vieren aus Virginia gut stehen. Dann wären die Tracks nämlich für entsprechende Rock- und Alternativsender auch 100 % Airplay tauglich.

Sollten TELLTALE demnächst auch über deutsche Konzertbühnen toben, ist ein Livecheck vor Ort sicher empfehlenswert.

28.04.2019
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