Allen Supergroup-Hatern nehmen die TEENAGE TIME KILLERS den Wind schon einmal mit dem grandiosen Albumtitel „Greatest Hits Vol. 1“ aus den Segeln. Die Message: Wir Typen sind erstens mehr am gemeinsamen Musizieren als an möglichst erfolgversprechender Titelfindung interessiert und nehmen die ganze Sache zweitens auch nicht ganz so ernst. Spaß soll im Vordergrund stehen und die Liebe zu Punk, Rock ’n‘ Roll und Metal in der jeweils rohsten Form. Entsprechend räudig ist das Album produziert, entsprechend kurz, auf den Punkt und teilweise absichtlich unausgegoren kommen die 24 (!) Albumtracks daher. Initiiert haben das Projekt Reed Mullin und Mike Dean von CORROSION OF CONFORMITY, ihre Liebe zu den Ursprüngen beweisen unter anderem Dave Grohl, Corey Taylor, Randy Blythe, Keith Morris von BLACK FLAG und Jello Biafra von THE DEAD KENNEDYS mit gesanglichen Gastspielen oder instrumentalen Beigaben. Ersterer stellte für die Aufnahmen freundlicherweise sein 606-Studio in Kalifornien zur Verfügung. Nette Sache das Ganze, einzig die Frage blieb, ob die TEENAGE TIME KILLERS auch Substanzielles liefern oder in erster Linie die Trueness und Roots-Attitüde der Beteiligten im Angesicht ihrer megaerfolgreichen und zunehmend kommerziellen Hauptbands betonen würden.
Die Antwort kann nicht ganz eindeutig ausfallen, nach Hören des Albums will man zwar keinem der Vertretenen mehr PR in eigener Sache unterstellen, durchgehend überzeugt „Greatest Hits Vol. 1“ dennoch nicht. Zunächst zu den Promigästen der obersten Spielklasse: Dass Randy Blythe die Punk-Komponente im Sound LAMB OF GODs liefert, ist hinlänglich bekannt. Solide und durch und durch glaubwürdig fällt deshalb auch sein Auftritt beim Song „Hung Out To Dry“ aus. Der zweiminütige metallische Hardcore-Batzen macht Spaß und lässt einen mitwippen. Corey Taylor spielt auf „Egobomb“ hingegen eine seiner bis dato langweiligsten STONE-SOUR-Darbietungen ab. Nicht nur scheint der Song speziell auf ihn zugeschnitten, das „Now I know I’m better than you“ im Refrain strapaziert zudem ganz ordentlich die Nerven. Das gilt auch für Jello Biafras “Ode to Hannity“. Ein bisschen Anarchie ist gut, aber Vocals, die zu 50 Prozent aus wirrem Gegurgel und „bla bla bla“ bestehen, müssen einfach nicht sein.
Matt Skiba weiß auf „Barrio“ besser zu gefallen, auch wenn der Song natürlich mehr als nur eine RAMONES-Hommage ist. „Barrio“ huldigt zusammen mit „Plank Walk“ der melodischeren Seite des Punk Rock, Letzterer erinnert dabei an die MISFITS. Ein großer Teil der Songs (beispielsweise „Time To Die“ oder „Big Money“) wildert jedoch deutlich tiefer im Hardcore der Anfangstage. Vereinzelt wird noch in den Stoner Rock („Devil In The House“) und den Sludge „Your Empty Soul“ vorgestoßen – das wäre es aber so ungefähr mit der abgedeckten Bandbreite. Was ist bei alldem eigentlich die Rolle von Rock-Messias Grohl? Der Herr zeigt sich für einige Bassspuren verantwortlich. Schade, ein paar Vocals im „White Limo“-Stil hätten dem Album sicherlich gut zu Gesicht gestanden. So ist der gute Dave aber mehr Posterboy der TEENAGE TIME KILLERS, der seine paar Bassläufe vermutlich an einem seiner raren freien Nachmittage eingespielt hat. Das hätte allerdings auch jeder beliebige Punk-Bassist geschafft, ohne dass man am Ende einen Unterschied gehört hätte.
„Greatest Hits Vol. 1“ ist nicht schlecht und nicht lieblos und allein für die Idee und das Zusammentrommeln der illustren Gäste haben Reed Mullin und Mike Dean schon ein Lob verdient. Die Qualität der Beiträge variiert zwar und es hätten nicht unbedingt ganz so viele Songs sein müssen, ein nettes und ehrliches Nostalgiealbum haben TEENAGE TIME KILLERS aber allemal hinbekommen.
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