Ted Nugent - Craveman

Review

Ein Ami, der mit Pfeil & Bogen einer Armada südkanadischer Faltsackdingos nachstellt, ist grundsätzlich ja ein spannendes Betrachtungsobjekt. Es darf allerdings nur spekuliert werden, in welcher Pampa Ted Nugent sich während siebenjähriger musikalischer Askese umtriebig gezeigt hat, aber seine unerträglich viehpogromgeile Attitüde dürfte sicher unkoordinierte Schwärme unflätiger Tierfreunde und Sodomisten beim WWF einfallen lassen. Ob sich Posing mit Bärentöter oder mit Gitarre großartig voneinander kontrastieren, sei mal dahingestellt, aber gottlob sind Teds musikalische Expeditionen etwas weniger karikaturistisch, wenn auch nicht weniger US-amerikanisch. So wird auf Craveman jede Menge triefend amerikanischer Heavy Rock’n’Roll geliefert, der in Gebaren und zeitweilig auch in musikalischem Zusammenhang an die prätentiöse Selbstverliebtheit eines KID ROCK erinnert, meist allerdings eher mit MOTÖRKOPF und Warze das Riffbrett zu würgen pflegt. Dennoch hat auch Nugent die Zeichen der (U$-) Zeit erkannt (nämlich dass man mit hustenden VOX-Amps keinen Slipknot-verzogenen, aber kaufkräftigen Rockersprössling mehr hinter Papas Harley hervorschleifen kann) und feuert seine Gitarre aus Querschläger-sicherem Donnersound heraus ab. Obwohl sich also der musikalische Kern eher an Nugents Jahrgänge im besten Rock’N’Roller-Alter richten und gar STATUS QUO-Sympathisanten die altersschwachen Lider heben lassen dürfte, wird hier mittels frischen, unverstaubten Fuss- und Nackenrüttlern und massivem Sound eine Brücke geschlagen, die den Söhnen der Zielgruppe den Einstieg erleichtern sollte. Die Melodien finden selbstverständlich den direktem Weg an die zerebrale Ohrwurm-Zentrale, vor allem aber regiert natürlich Nugents sechssaitiges Schießeisen-Äquivalent, das das Blues-Akkorde-Dreigestirn in allen rockbekömmlichen Lebenslagen ausreizt. Der ausgelassene Spielspaß des Herren und seiner beiden Mittäter tröstet nicht selten über eine nicht von der Hand zuweisende Einheitlichkeit hinweg. Die einerseits lebensfreudige, andererseits patriotische oder virile Kraftmeierei in den Lyrics sind geschmacklich sicher nicht immer ein Hochgenuss, dennoch liegt uns hier ein zwar konservatives, aber alles andere als konserviertes Stück of good old Rock’n’Roll vor, das einen heissen Soundtrack zu unvernünftigen Spritztouren im Caddillac über den Highway Potsdam – Castrop-Rauxel liefert… nunja, die Möglichkeit zur Adaption amerikanischer Gepflogenheiten ins Deutsche bleibt hier eben doch aufs Musikalische beschränkt…

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27.10.2002

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