Tear Out The Heart - Dead, Everywhere

Review

TEAR OUT THE HEART deuten mit dem Cover von „Dead, Everywhere“ eher in eine punkige Richtung, während das drohend-eindringliche Intro eher gen Hardcore weist. Geboten wird letztendlich Metalcore der wilden, rebellischen Sorte. Irgendwie fängt es schon bei der dreisten Leihgabe des CALLEJON-Kreuzes an und schon nach wenigen Songs steht fest; es mangelt an Eigenständigkeit im Hause der Metalcore-Formation. Der Fünfer von TEAR OUT THE HEART kann viel, will aber noch mehr.

Durch die Aneinanderreihung von verschiedenen Zitaten, geklaut bei BRING ME THE HORIZON und WE CAME AS ROMANS, degradieren sich die TEAR OUT THE HEART selbst zu zum Nebenbei-laufen-lassen-Material und bieten wenig Neues zum Entdecken. Was die Herren zitieren, zitieren sie zumindest ganz ordentlich, und würde es sich bei „Dead, Everywhere“ um einen Sampler handeln, wäre die Punktzahl deutlich höher. TEAR OUT THE HEART reihen ihre brettharten Riffs phasenweise so wahllos an quietschbunte Klargesänge, dass es dem Hörer schwerfallen dürfte, diesen Weg mitzugehen. „Damage Control“ zeigt dann, dass die Band durchaus auch Treffer landen kann und schon weiß, wie es richtig geht. Das lässt wild kreisende Circle-Pits vorm inneren Augen entstehen, aber da diese Triumphe nur kurz aufblitzen und TEAR OUT THE HEART den Hörer dann wieder mit einem bunten Haufen Song-Bausteinen – frei nach dem Motto: Bitte sortieren Sie selbst – überschütten, ist der Gesamteindruck von „Dead, Everywhere“ eher ernüchternd. Neben der Eigenständigkeit fehlt letztendlich auch die emotionale Tiefe, die TEAR OUT THE HEART selbst liebenswert machen würde und nicht nur an Band xy erinnern. Wer sich erst an das Genre herantastet, wird diese ausschlaggebenden Feinheiten wahrscheinlich nicht unbedingt merken und sich durch den hitzigen Mix aus Dampfhammer-Attacken, einigen Elektro-Blitzen und warmem Popcorn-Regen gedankenlos treiben lassen können.

Die knapp 50 Minuten ziehen sich entsprechend, die Wiederholungen zermürben und Orientierungspunkte oder gar Widerhaken gibt es leider kaum. Dabei sind gerade die wirklich ultrarohen Vocals („Viking Funeral“ und „Error“!) hervorragend. Spielfreude, Talent an den Instrumenten und der entsprechende Drive sind den Kompositionen anzumerken und hierauf lässt sich wunderbar aufbauen – TEAR OUT THE HEART haben definitiv Stärken. Weniger offensichtliche Zitate – Inspirationen sind in Ordnung – und bitte diese nachträglich grausig bearbeiteten CHER-Gedächtnismomente („I’ve Got Secrets“, „The Rejected“) komplett über Bord werfen, dann ist der Band mehr Aufmerksamkeit sicher. Wer aber auf der Suche nach einem talentierten BRING ME AS ROMANS-Klon ist, der wird hier fündig und ordentlich unterhalten. Und da wir im Metal auch nicht bei DSDS sind, wollen wir die Jungs natürlich nicht gleich rauskicken, sondern zum Nachfeilen in den Proberaum schicken.

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29.01.2015

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