Mal Karten auf den Tisch: Was die nicht finnischen Australier TAROT mit „The Warrior’s Spell“ fabrizieren, können Außenstehende fast nur als kraftlos-verpeilten, pathetischen Scheiß betrachten. Aber: Wer will schon außen stehen? Gerade jetzt im Winter?
Da stürzt man sich doch lieber ins heiße Herz der Born-Too-Late-Szene und nickt verstehend zu den lässigen wie inbrünstigen Hymnen TAROTs. Schüttelt die unter Umständen nur noch imaginierte Matte zu einer der konsequentesten Retro-Beschwörungen der an vermeintlich konsequenten Retro-Beschwörungen nicht eben armen letzten Zeit – und spürt ihn, zelebriert ihn, den Geist der Siebziger. Diese verbotene Substanz verabreichen TAROT auf „The Warrior’s Spell“ in hochkonzentrierter und eben deshalb nur für Geübte bekömmlicher Form.
Meist ziemlich weit zurückgelehnt wiegen sie sich durch ganz viel URIAH HEEP der „Magician’s Birthday“/“Demons & Wizards“-Phase (und eigentlich auch aller anderen), haben dabei ordentlich MANILLA-ROAD-Ideologie im bunt verzierten Rocker-Rucksack und stehen insgesamt auf alles, was es so gibt im fantastischen Reservat zwischen Leder- und Schlaghose unter dem funkelnden RAINBOW.
„The Warrior’s Spell“ fasst die zusehends verspielter werdenden 2014er-Heavy-Chains-Tapes TAROTs zusammen, ergänzt um zwei weitere Stücke. Und der Highlights im süßen Nebel gibt es viele; exemplarisch genannt sei das vergleichsweise kurze „The Wasp“ mit seiner genial auf Messers Schneide am… äh… „Zitat“ vorbei zaubernden Melodieführung. Oder das noch recht flotte, frühe „Take A Look Around“. Doch wo man auch hängen bleiben mag: Dokumentiert wird von TAROT über die ganze Stunde ziemlich brillant, wie man abseits postmoderner Beliebigkeit oder ironischer Distanz aus bis ins letzte Detail Bekanntem beim richtigen Verständnis etwas Spannendes und Frisches kreieren kann.
Und „The Warrior’s Spell“ erbringt auch abseits der reinen Töne der reinen Lehre den Beweis für die Existenz des Guten, denn: Hatte man sich gerade noch, zu langsam gewesen für die Tapes und emotionslos der CD gegenüber, mit dem Download bedrohlich über dem Haupte schwebend eingestehen müssen, dass da dann irgendwas im Gesamtbild nicht stimmte, ein Detail, das eigentlich die Hauptsache oder wenigstens eine prinzipielle ist, da… BRINGEN VAN RECORDS „THE WARRIOR’S SPELL“ ALS DOPPELVINYL MIT ALLEM DRUM UND DRAN RAUS!
Beim Teutates.
Und wahrlich, eine Vinylauflage hat das gute Stück allemal verdient, denn zum einen dürfte Tarot die frischeste und zugleich auch konsequenteste Verbeugung vergangener Zeiten gelungen sein. Zum anderen schafft die Band es stilsicher absolute Hymnen in Noten zu gießen, man höre nur „The Warrior’s Spell“, wer da nicht die Faust gen Himmel reckt, ist taub oder hat keine Arme. Stimmunstechnisch streift man dabei auch ein wenig Wishbone Ash’s Argus und das sollte man als Kaufanreiz durchaus ernst nehmen! 8/10