Genießen, träumen und headbangen: TARJA meldet sich mit ihrem vierten Heavy-Rock-Album „The Shadow Self“ zurück.
War der Vorgänger „Colours In The Dark“ noch ein großes Farbspektakel, so konzentriert sich „The Shadow Self“ hauptsächlich auf die Farben Schwarz und Weiß. Es ist ein eindrückliches Schattenspiel musikalischer Gegensätze; harte Gitarren-Riffs vs. zarte Melodien, mächtige Orchesterarrangements vs. dezente Klavierparts. Auf „The Shadow Self“ ist TARJA allerdings in keinster Weise ein Schatten ihrer selbst, sondern verleiht den elf Songs einen ganz eigenen Charme in Form von großen Emotionen und Gänsehautmomenten. Am bemerkenswertesten ist die gesangliche Leistung auf dem Opener „Innocence“, welcher gleichzeitig als erste Single diente, und dem Song „Diva“. TARJA gibt alles, singt in unschuldig hohen Tonlagen und schlägt danach den Bogen hin zum Mezzosopran. Bei „Innocence“ sind es aber vor allem die theatralischen Klavierparts zu Beginn und nach dem Refrain in der Mitte des Songs, welche den Hörer zur Ruhe kommen lassen, ihn im nächsten Moment emotional aufwühlen und schließlich die bis zur Perfektion vertonte Dramatik in einem fulminanten Grand-Finale ausklingen lässt. Was für ein kompositorischer Hochgenuss!
Niemand kann TARJA das Wasser reichen
Auf „Diva“ geht es ähnlich beeindruckend zu, wobei sich vor allem der Refrain aufgrund seiner bombastischen Umsetzung mit Orchesterarrangements als eine der ergreifendsten Darbietungen in TARJAs Diskografie entpuppt. Das herzlich hämische Lachen am Ende des Songs raubt auch den letzten Eiferern die Illusion, der finnischen Grazie das Wasser reichen zu können. Doch ganz auf gesangliche Unterstützung hat TARJA auf „The Shadow Self“ nicht verzichtet. Auf „Demons In You“, dem härtesten Song des Albums, duelliert sie sich mit ARCH ENEMY-Sängerin Alissa White-Gluz und auf dem Midtempo-Song „Eagle Eye“ singt sie gemeinsam mit ihrem Bruder Toni Turunen. Wer bisher die atmosphärischen und ruhigen Momente vermisst hat, sollte bei dem leicht vertrackten „Love To Hate“ und dem sanften „The Living End“ genauer hinhören. Letzterer besticht vor allem dank der durchgehenden Akustik-Gitarre, welche von einer Art Marching Band mit Dudelsack, Rassel und anderen Percussion-Instrumenten begleitet wird. Eine ähnliche Instrumentierung taucht auch bei den Strophen des MUSE-Covers „Supremacy“ auf. Hier gelingt TARJA ein erstklassiger Ausflug in den Alt-Bereich, bevor ihre Stimmgewalt im Refrain die elektrisch schrille Färbung der Originalversion annimmt.
„The Shadow Self“ ist eines der härtesten TARJA-Alben
Durch die klare Produktion erstrahlen neben TARJAs dominanter Stimme auch die E-Gitarren in einem druckvollen Klanggewand und der renommierte Produzent Tim Palmer (u.a. HIM, OZZY OSBOURNE) ist erneut für das Mixing zuständig gewesen. Lediglich „Calling From The Wild“ und „Demons In You“ wirken stellenweise etwas zu übertrieben und gewollt hart. E-Gitarre und Schlagzeug sind zu stark in den Vordergrund gemixt und verlieren sich neben TARJAs aufwühlendem Gesang in einer leicht verstörenden Soundlandschaft. Allerdings hatte TARJA schon zuvor angekündigt, dass „The Shadow Self“ eines ihrer härtesten Alben sein wird, weshalb der aufmerksame Hörer nicht allzu überrascht sein sollte, wenn die Tracks teilweise im hart-metallischen Bereich anzusiedeln sind. Ob die letzten Minuten von „Too Many“ allerdings nicht wirklich „zu viel“ sind, sollte jeder mit einem Augenzwinkern für sich selbst entscheiden.
Ging „The Brightest Void“ als Prequel zum eigentlichen Album stellenweise in einem faden Leerraum unter, erstrahlt „The Shadow Self“ auf deutlich vielfältigere Art und Weise. Seien es die ergreifenden Melodien auf „Innocence“ und „Undertaker“ oder der grandiose Refrain bei „Diva“. TARJA versteht ihr Handwerk bis ins letzte Detail.
Wat is dat denn – erst die ultimative Lobhudelei und dann stehen da 8 Punkte?! Hey Mr. Issler, da müssen Sie noch ’n bisserl überlegen. Aha, zwei Tracks sind anscheinend „stellenweise etwas zu übertrieben und gewollt hart“. Aber sonst wird der Lorbeer mit dem Schaufelbagger verteilt und da fragt man sich schon, was man nun glauben soll.
Hey Mr. Googlehupf, sind doch nur Zahlen. 😉 Es gab schon Platten, die ohne Kritikpunkt abgefeiert wurden – und trotzdem völlig zu Recht 9/10 erhalten haben. Mit 10/10 sollte nicht um sich geworfen werden, bevor nicht gleich ein ganzes Subgenre revolutioniert wird. Das von dir angeführte Zitat dürfte dann den weiteren Punktabzug rechtfertigen. LG
Wenn auch verspätet, aber ich muss das mal loswerden. Ich bin kein Klassikgesangs-Experte, aber was ich so an anderen Sopranistinnen kenne, kackt Tarja dagegen voll ab, weil es ja immer heißt, die wäre ’ne Opernsängerin und so. Einfach vom Gehör her ohne Ahnung zu haben, finde ich Tarjas Stimme viel zu schrill, so richtig nervtötend. Tut richtig weh in den Ohren. Da lassen sich doch wieder Metaller angemaltes Blei für Gold verkaufen, jetzt mal ehrlich.
Within Temptation kann ich manchmal hören, damit es nicht heißt, ich hasse solche Musik generell.