Tardive Dyskinesia - The Sea of See Through Skins
Und hier wieder ein Negativbeispiel dafür, dass eine Musikrichtung nicht nur die Summe ihrer musikalischen Merkmale ist. TARDIVE DYSKINESIA wollen sich den Gefilden von Math- und sonstigem Core nähern und schaffen das auf rein technischer Ebene auch – die Vermarktungsagentur hat das zum Anlass genommen, sich zu abstrusen Behauptungen wie gehirnschädigender Wirkung ab einer bestimmten Lautstärke und Warnung vor epileptischen Anfällen zu versteigen, allerdings wohl eher zu Unrecht: TARDIVE DYSKINESIA gehen nicht mal annähernd so kompliziert zu Werke wie die üblichen Verdächtigen MESHUGGAH, die natürlich ebenfalls zitiert werden.
Trotzdem lassen diese sich als Anhaltspunkt zur Beschreibung von „The Sea of See Through Skins“ wählen, wenn auch eher in einer gezähmteren Variante. Der grundlegende Unterschied zwischen TARDIVE DYSKINESIA und den vielen Vorbildern (dazu lassen sich vermutlich auch ION DISSONANCE, MASTODON etc. zählen, wie die musikalische Ähnlichkeit nahelegt) ist nicht, dass die Griechen sich vergleichsweise verstärkt in Richtung von Eingängigkeit und melodischen Refrains orientieren, sondern mehr, dass eben nichts Neues geboten wird. Die Experimentierfreude ist zwar auf dem Papier vorhanden, verschwindet auf dem Album selbst aber mitten in lauter Reproduktion. „The Sea of See Through Skins“ büßt deswegen einigen Reiz ein, auch wenn die Scheibe astrein gespielt ist und TARDIVE DYSKINESIA ein gutes Händchen für eingängige Strukturen und Melodien beweisen. Das dürfte aber allenfalls für beinharte Anhänger von Coregeballer wirklich interessant sein, alle anderen warten lieber auf spontane Kreativitätsausbrüche im Hause TARDIVE DYSKINESIA in Form eines späteren Albums, weil sie ihr Geschredder vorerst an anderer Stelle kreativer serviert bekommen. Wer es nicht ganz so experimentell-kompliziert braucht, kann aber ruhig ein Ohr riskieren.
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