Tanzwut - Schattenreiter

Review

Galerie mit 24 Bildern: Tanzwut – Rockharz Open Air 2023

TANZWUT hatten schon immer eine Sonderposition im Mittelaltergenre inne – allein schon weil es die einzige Band war die tatsächlich auch elektronische Spielereien in die Songs einbauen konnte, ohne den typischen Spielmannscharme zu verlieren. Dass jenes nicht immer gut gegangen war, sieht man zwar an den durchwachsenen ersten beiden Alben, doch spätestens seit „Ihr wolltet Spaß“ ist definitiv alles Gold was aus Berlin glänzt. Umso größer ist die Vorfreude wenn nun mit „Schattenreiter“ ein klassisches Doppelalbum angekündigt wird, das nach 3 Jahren Abstinenz nun 19 neue Songs unters Volk werfen will.

Wobei man den Begriff „Doppelalbum“ nicht so euphorisch aufnehmen sollte wie ich es am Anfang tat, denn wie schon bei vielen anderen Doppelalben (letztes Beispiel: „Keeper of the Seven Keys 3“), wäre es technisch auch durchaus möglich gewesen, beide Platten auf einen einzigen Rundling zu pressen. Relativierend muss man aber sagen, dass ich bis jetzt auch noch kein so langes Mittelalteralbum wie „Schattenreiter“ gehört hab – und nebenbei auch, dass ich bis jetzt auch noch kein so geniales Mittelalteralbum wie „Schattenreiter“ hören durfte. Man sollte es nicht meinen, aber bei dem was TANZWUT hier runterzocken, dürfte der gesamten Konkurrenz der Dudelsack im Halse stecken bleiben.

Bevor es zu einer Detailanalyse geht, sei gesagt dass hier wirklich für jeden Fan etwas dabei ist. Von mittelalterlich hüpfbarem wie wir es aus dem „Labyrinth der Sinne“ gewohnt sind, über der Verschmelzung von 50 Jahren Rockgeschichte, bis zu technoidem Riffgeschrammel mit hymnischen Superrefrains, wird hier die Quintessenz aus 7 Jahren TANZWUT dargeboten. Und mehr. Denn bereits der Titeltrack und Opener haut ein arschgeiles Industrialgewitter aus den Boxen, das man so bisher noch nie von dem Septett gehört hat. Wenn die vielen Breakbeats auf der Platte tatsächlich live eingetrommelt wurden, gebührt der Rhythmusabteilung allerhöchsten Respekt. Weitere Neuheiten im Tanzwutsound: RocknRoll („Im tiefen Gras“), Uptempo Trash („Geisterstunde“) und rhythmisch aufwendiger Punk („Du sagst“).
Der Opener der zweiten CD hat es nebenbei auch in sich: Hier rockt Bachs „Toccata in d-moll“ mit größter Moshgarantie ins Gehörzentrum und profitiert auch von der echten Orgel, die professionell in einer Kirche aufgenommen wurde. Ebenfalls zukünftige Livesets wird wohl „Vulkan“, „Der Arzt“, „Spieler“ und „Seelenverkäufer“ bereichern. Faszinierend wie es die Band aber gleichzeitig schafft, in ihrer völligen Eingängigkeit dennoch ungemein filigran zu klingen. Über einem ohrwurmigen Akkordgerüst erstrecken sich jede Menge feinfühliger Arrangements elektronischer und altertümlicher Art, weswegen die Nummern auch nach längerer Zeit nicht langweilig werden. Top.

Damit bleibt nur noch SCHANDMAUL zu erwähnen, die auf „Immer noch wach“ ein kleines Gastspiel geben, bevor das Review seinen finalen Abschluss findet. TANZWUT haben mit „Schattenreiter“ ein Album rausgehauen, an dem sich SUBWAY TO SALLY, IN EXTREMO, sowie sämtliche Konkurrenz erstmal ordentlich die Zähne ausbeißen werden. Und eigentlich müssten die Berliner auf der nächsten Platte auch diverse Stilkorrekturen vornehmen um nicht selber zu stagnieren. Doch freuen wir uns erstmal auf die kommende Tour – sonst vergisst noch jemand woher sich der Name der Band ableitet…

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04.04.2006

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5 Kommentare zu Tanzwut - Schattenreiter

  1. björn sagt:

    neofolk??? woran machst du das denn bitteschön fest???? das hat doch rein gar nichts damit zu tun…

    8/10
  2. Anonymous sagt:

    Ich kann die Euphorie des Autor’s leider nicht nachvollziehen. Obwohl ich wirklich ein Mittelalter Metal Fan bin, find ich das neue Tanzwut Album absolut unterirdisch. Die Refrains gleichen sich von Lied zu Lied mit kaum bemerkbaren Abweichungen, die Stimme des Sängers ist einfach schrecklich anzuhören. Riffs gibts aus der Konservendose…eigentlich das was man von tanzwut erwartet. Fans die was mit Elektrospielereien anfangen können, bitte..aber dieses Album mit Geniestreichen von Subway to Sally(und mehr oder minder auch in Extremo) zu vergleichen ist eine absolute Frechheit und Beleidigung. Dieses stumpfe runtergebolze und die billigen Dudelsackmelodien. da gibts sicher ne ganze reihe an Bands, die das ähnlich gut, bis besser könnten. Tanzwut werden nie im Leben die Genialität eines Bodenski erreichen.

    5/10
  3. michi sagt:

    Tanzwut mögen zwar eine gute Band sein, aber 10 Punkte sind eindeutig überbewertet! Vor allem, weil Tanzwut vor allem Bands wie InExtremo und Rammstein nacheifern, fehlt es der Band an Eigenständigkeit! So ist der Titelsong eine reine NDH-Nummer. Gut, aber nicht besonders orginell! Wie dem auch sei, Fans der erwähnten Bands werden an der Platte ihre freude haben, aber 10 Punkte ist das nie und nimmer wert! 🙄

    8/10
  4. candlemass666 sagt:

    Mitelalter album warum wiso. Nur weil da mal ein duddelsack zu hoeren ist ist das doch noch lange nicht mittelalter. Ich glaube diesen Stempel haben Tanzwut auf diesem album wohl ganz abgelegt. Die Saecke sind wohl noch manchmal zu hoeren aber sie tragen keinesfals mehr zum mittelalterlichen flair bei. Dieses Album ist ein solides NDH album aber fuer meinen Geschmack bei weitem nicht so stark wie hier bewerted. Dafuer ist das Album nicht eigenstaendig genug. Dafuer sind Onkels in punkto Deutschrock zu stark auch Die haerte haben andere wie z.B Rammstein auch schon besser ruebergebracht. Haerte hat nichts mit distorted Guitaren zu tun. Die alten Corfus Corax ohne electronische mittel haben mehr haerte ausgestrahlt wie dieses Machwerk. Fazit ok anzuhoeren fuer Leute die mal was Deutschsprachiges mit faden nichtssagenden refrains zum mitsingen hoeren wollen. Das Universum harter Musik ist einfach zu gross um hier ne 10 zu vergeben

    6/10