Tantara - Sum Of Forces

Review

Wenn man die großen Bands in der Historie des Thrash Metal brav durchgearbeitet hat und noch immer seinen Fix braucht, setzen die Leute meist ihre ersten Schritte in den Untergrund. Weniger große und bekannte Bands, dafür meist aber qualitätstechnisch gleichauf mit den namenhaften Vorbildern, nur ist der Erfolg nie ganz vergönnt gewesen. TANTARA sind eine solche Truppe, deren Namen man ständig in irgendwelchen Best-Ofs von Untergrund-Thrash-Compilations lesen durfte – obwohl zu dem Zeitpunkt nur das Debüt „Based on Evil“ draußen war. Rein musikalisch definitiv der frühen Bay-Area zuzuschreiben, kommen die Herren allerdings aus Norwegen.

Bay-Area-Thrash aus Norwegen – TANTARA knüpfen an „Based On Evil“ an

Bay-Area-Thrash. Wenn man weiß, was drauf steht, weiß man eigentlich auch schon, was man bekommt. Melodische Twin-Duelle stehen in Abwechslung mit tonnenschweren Grooves und dem Sprung nach vorne. Der Bass legt ein grooviges Fundament und ist auch im Mix äußerst präsent. Vergleiche sind deshalb gar nicht so einfach: Ein bisschen moderne OVERKILL, HEATHEN, was die technische und songwriterische Raffinesse angeht – damit könnte man TANTARA eher vergleichen als mit den Frühwerken von SLAYER, EXODUS oder METALLICA. Die Vocals von Fronter und Gitarrist Fredrik Bjerkø sind nicht äußerst aggressiv, eher klar und verständlich. Er erinnert mehr an einen Sean Killian (VIO-LENCE), Mark Osduega (DEATH ANGEL) oder John Conelly (NUCLEAR ASSAULT), als den sonst üblichen Schreigesang.

Im Gegensatz zum Debüt geht man hier insgesamt etwas handzahmer, dafür aber spieltechnisch und im Songwriting auf höherem Level vor. Der Opener drückt schon mal mächtig aufs Gas, überzeugt aber auch mit groovigen Passagen zur Auflockerung. „Death Always Win“ ist äußerst melodisch und bleibt mehr im Midtempo, ebenso wie „Aftermath“.  Der zehnminütige Rausschmeißer „White Noise“ erinnert an die Halbballaden-Hochphase vieler Thrash-Metal-Bands in den 90ern. Mit Akustigitarre eröffnet, erst im Midtempo vorwärts, dann der Ausbruch zum Schluss. So solide der Song ist, erwartbar ist er dann auch.

„Sum Of Forces“: rein technisch eine Weiterentwicklung, aber ohne die Frische des Debüts

Technisch ist den Jungs sicherlich nichts vorzumachen, auch die Produktion hat sich verbessert. Aber ist das wirklich das, was man erwartet und von Thrash haben will? Ein gewisser rauer Charme, mit Ecken und Kanten und pausenlos auf die Mütze, mit einer gewissen Abwechslung – das hat Thrash für mich eigentlich immer ausgemacht. Deshalb fühlt sich „Sum Of Forces“ auch im Vergleich mit dem Debüt sehr viel „zahmer“ an und kann nicht ganz dieselbe Begeisterung wachrufen. Dasselbe Phänomen habe ich bei vielen anderen Thrash-Bands, die auf nachfolgenden Alben technisch versierter wurden, auch schon beobachtet.

Beispiele dazu sind HEXEN oder EXMORTUS: Deren Erstwerke habe ich frenetisch gefeiert, die Nachfolger aufgrund von Skalengenudel und in die Länge gezogener Songs nur noch gähnend abgenickt. Ähnlich verhält es sich hier: Abwechslungsreicher, instrumental und produktionstechnisch weiter präsentiert TANTARA sich auf „Sum Of Forces“, aber es findet weniger „Energieübertragung“ statt. Thrash-Jünger machen hier wenig mit verkehrt. Ein neues Referenzwerk hat man hier allerdings nicht vorliegen. Handwerklich soliden Bay-Area-Thrash, der manchmal nicht ganz aus dem Quark kommt. Mit einer knappen halben Stunde auch eine sehr kurze Platte, was im Thrash generell aber kein Beinbruch ist, wenn denn der Inhalt stimmt. Kann man sich geben.

07.09.2018
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