Angesichts ihres Einsatzes für die Eintracht beim vergangenen DFB-Pokalfinale möchte man gar nicht meinen, dass TANKARD sich auf ihrem neuen Album „One Foot In The Grave“ derart alt zeichnen. Andererseits legen die Frankfurter Alcoholic Thrasher hiermit ihr mittlerweile 17. Album vor. Das ist zugegeben schon eine stolze Zahl. Und mit dem zarten Alter von 35 besteht die Band sogar fünf Jahre länger als ihr aktuelles Label Nuclear Blast Records. Zumindest ist der Zusammenhang klar, in welchem die Band diese Art Galgenhumor betreibt. Wobei man natürlich meinen könnte, dass das „R.I.B.“ nach dem hohen Alter kommen sollte, aber gut.
TANKARD haben einiges zu erzählen
Das hält bei den Frankfurtern natürlich niemanden davon ab, nicht doch noch ein solides Album hervor zu bringen. Und tatsächlich ist „One Foot In The Grave“ ein amtliches Brett mit einem dicken Sound geworden. Das hatte sich natürlich bereits bei der Listening-Session angedeutet. Und im Grunde hat sich der Ersteindruck bestätigt. TANKARD spielen abwechslungsreich, zeitgemäß und machen auch vor relevanten Themen nicht halt. Die werden von Andreas „Gerre“ Geremia natürlich teilweise stark akzentuiert dargeboten, was bei den Frankfurtern ja quasi ein Erkennungsmerkmal geworden ist. Man höre und genieße nur Zeilen wie „They’re filsy“ von „Lock’Em Up!“. Es hat diesen ehrlichen, unprätentiösen Charme, ohne den dieses Album einfach nicht funktionieren würde.
Wir haben uns ja aus „Arena Of The True Lies“ einen kleinen Aprilscherz gemacht, und gemäß des Vorabeindruckes ist der Song musikalisch der schwächste. Dennoch machen die Lyrics gut was her und halten die Aufmerksamkeit im ausreichenden Maße. Deutlich stärker erweist sich „Syrian Nightmare“, das entsprechend seiner brennenden Relevanz der aggressivste Song des Albums ist. Gitarrist Andreas Gutjahr lockt einige der angriffslustigsten Melodien des Albums aus seiner Klampfe. Dazu tritt der Song mit seinen heftigen Grooves fleißig Arsch, lässt die Omme beherzt nicken und schlägt so seine Haken effizient in die Gehörgänge hinein.
Senil mit Stil
Und überhaupt brechen die Herren hier einen Kracher nach dem anderen vom Zaun, beginnend mit dem Opener „Pay To Pray“, der seine Hörer wie einen alten Bekannten empfängt, ehe Schlagzeuger Olaf Zissel ein paar echt fette, moderne Grooves aus seinem Kit prügelt. „Don’t Bullshit Us“ ist der eingängigste und partytauglichste Song des Albums, der mit seiner einprägsamen, einschlägigen Hook für lange Zeit im Gehörgang hängen bleibt. „Northern Crown (Lament Of The Undead King)“ merkt man seine AMON AMARTH-Inspiration deutlich an, doch der Song geht darüber hinaus und bedient sich auch anderer nordischer Einflüsse, all das mit den typischen TANKARD-Bierdosen-Riffing versehen. Das angesprochene „Lock’Em Up!“ überzeugt mit rhythmischer Abwechslung.
Im Grunde schwächelt das Album wie erwähnt nur etwas bei „Arena Of The True Lies“. Ansonsten verhält es sich gemäß der wunderbaren Zeile aus dem Titeltrack: „Senile with style“. TANKARD halten 2017 die (Alkohol-)Fahne hoch und klingen ihrer etwas ernsteren Gesinnung entsprechend aggressiver und zwingender als zuvor. Selbst „The Secret Order Of 1516“, der einzige direkt aufs flüssig Brot bezogene Song, wird zur Message gegen das Fracking. Es ist einfach schön, dass sich die Frankfurter gleichzeitig relevant halten und treu bleiben. „One Foot In The Grave“ zeigt die Band so stark wie schon lange nicht mehr und hält hier die ein oder andere Überraschung parat.
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