Tankard - Beast Of Bourbon

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

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Wer kennt das nicht: Da passt man eben mal nicht auf und plötzlich ist „Beast Of Bourbon“, das elfte Album von TANKARD, einfach mal kurz davor, 16 Jahre alt zu werden. Scheiße, wie die Zeit vergeht. Da muss man es der Band dann doch mal gleichtun und auf den Schock erstmal zur nächsten Hofpenkaltschale greifen. Noch schlimmer: Aus welchem Grunde auch immer haben wir es irgendwie verpasst, diese Platte an dieser Stelle zu besprechen. Also nutzen wir unsere Nostalgie-Rubrik doch einfach mal schamlos aus, um das nachzuholen.

Zu diesem Zeitpunkt hatten TANKARD nach langer Zeit von Besetzungswechseln ihr bis heute bestehendes Lineup längst gefunden, als Andreas Gutjahr auf „Kings Of Beer“ für den ausgestiegenen Andreas Bulgaropoulos erstmals die Saiten schrubbte. Solche Umstände haben die Frankfurter Alcoholic Thrasher natürlich nie wirklich von ihrer Produktivität abgehalten, weshalb es auch wenig wundert, dass sie bis hierhin (und darüber hinaus) einen strammen Veröffentlichungsrhythmus bewahren konnten.

TANKARD lassen das „Beast Of Bourbon“ wüten

Spätestens mit „Beast Of Bourbon“ sind die Frankfurter überdies in der Moderne angekommen. Das Album ist sicher kein Genre-Meilenstein, aber dennoch ein fettes, straff herunter geprügeltes Brett, das trotz bandtypisch hoher Promillezahl gut platzierte Backpfeifen verteilt. Olaf Zissels Schlagzeugspiel ist präzise und setzt definitiv auf moderne Tightness, Frank Thorwarth lässt denn Bass knurren wie zu Beginn von „Genetic Overkill“, während sich Andreas Gutjahr abermals als großartiger Gitarrist für die Band erweist. Indes liefert Andreas „Gerre“ Geremia eine leidenschaftliche Darbietung am Mikrofon ab, voller Cheese und Charakter.

Und das „Beast Of Bourbon“ verdient seinen Namen auch durchaus, nicht nur aufgrund der üblichen Alkohol-Referenzen. Hier haben TANKARD mal wieder die Härteschraube richtig angezogen und gehen mit dem eröffnenden „Under Friendly Fire“ auch direkt in die Vollen, ohne Rücksicht auf Verluste. Kein sanftes Anklopfen: Einer der härtesten Songs aus dem Fundus der Frankfurter tritt nicht einfach nur die redensartliche Tür ein, sondern boxt sie regelrecht aus den Angeln, um den Hörer damit windelweich zu kloppen.

Die Frankfurter Hopfenkeule schwingt wieder richtig schön beherzt

Rohe Aggression allein macht natürlich keinen Sommer, aber auch hier zeigen sich TANKARD anno 2004 gereift. Fiese Midtempo-Grooves finden natürlich Thrash-typisch immer ihren Weg in die Songs hinein, und verleihen diesen neben rhythmischer Abwechslung auch reichlich Schwere. Gerade der besagte, heftige Opener profitiert massivst von diesem Schaltprinzip, ebenso wie das nicht minder aggressive „Alien Revenge“. Doch auch ein „Dead Men Drinking“, das mehr von den Grooves lebt, bleibt durch diesen alten Trick frisch wie das oft von den Frankfurter besungene kühle Blonde.

Der Hang zu zum Teil überraschend großen Melodien sollte im wütenden „Beast Of Bourbon“ natürlich nicht untergehen. Der große Hit des Albums ist und bleibt „Die With A Beer In Your Hand“, der mit einem besonders elegischen Gitarrenlead eingeleitet wird und dessen Solo-Part zudem den klassischen Trauermarsch kurz referenziert. „Endless Pleasure“ ist mehr im Midtempo unterwegs und daher auch mehr auf die Melodiearbeit angewiesen, die wiederum im geradezu jubilierenden Solopart gipfelt. Auch das abschließende COCK SPARRER-Cover „We’re Coming Back“ darf getrost in diese Kategorie geschoben werden.

Das „Beast Of Bourbon“ sollte man nicht verpasst haben

Am Ende bleibt „Beast Of Bourbon“ dennoch eines der härteren Alben von TANKARD – und aufgrund des geschickten Anger Managments zugegeben ein persönlicher Favorit des Verfassers dieser Zeilen. Die Frankfurter haben ihren Hörern hier wie so oft elf Bier eingeschenkt, die insgesamt ziemlich heftig knallen und ganz bestimmt für einen verkaterten „The Morning After“ sorgen, gleichzeitig jedoch auch die Geschmacksnerven ansprechen. Auf thrashige Weise zwar, aber das bleibt beim Genre – speziell eben bei den Frankfurtern – nicht aus.

Und dass das Teil auch 16 Jahre nach Erscheinen immer noch fleißig Ärsche tritt ist ein Zeichen dafür, dass dieser Tropfen gut gealtert ist, auch wenn die Band nach eigener Aussage heuer mit einem Bein im Grab stehe. „Beast Of Bourbon“ ist in diesem Sinne wie ein gutes Bier: Es funktioniert einfach, damals wie heute, und geht immer rein. Das Zeug kann man sich also getrost gerne immer und immer wieder einschenken (lassen).

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15.01.2020

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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2 Kommentare zu Tankard - Beast Of Bourbon

  1. Wild_Healer sagt:

    Absolutes Highlight der „späteren“ Tankard!

    9/10
    1. Decap_retag sagt:

      Aber sowas von!

      9/10