Tanith - Voyage

Review

Soundcheck April 23# 2 Galerie mit 12 Bildern: Tanith - On Tour Voyager 2023 in Hamburg

Ist es wirklich schon vier Jahre her, dass uns TANITH mit ihrem wunderbaren Debüt “In Another Time” begeisterten? Das traumhaft schöne Hardrock/Proto-Metal-Album aus der Feder von SATAN-Gitarrist Russ Tippins (Gesang, Gitarre) und seiner Partnerin Cindy Maynard (Gesang, Bass) fühlt sich längst nicht so alt an, ist also wahrlich gut gealtert und schürt entsprechend hohe Erwartungen an den Nachfolger. Dieser erblickt nun in Form von “Voyage” das Licht der Welt und er setzt nahtlos an “In Another Time” an.

TANITH: Längst eine Band und kein Projekt

“In Another Time” konnte einen respektablen Erfolg verbuchen, entsprechend hoch gesetzt sind Erwartungen vieler Fans. Dabei kann reüssiert werden, dass TANITH in so ziemlich jeder Kategorie vollumfänglich und vermutlich mit einem breiten Grinsen im Gesicht noch eine Schippe drauf gelegt haben. Das Cover ist spaciger und hippiesker als noch auf dem Debüt, die Produktion noch (!) schrulliger und trockener. Auch die Songs haben häufiger eine blumige Siebziger-Kante mit Hang zum Art Rock. “Falling Wizard” kommt irgendwo aus der Mitte zwischen BLUE ÖYSTER CULT und JETHRO TULL und auch im bereits als Single ausgekoppelten “Olympus By Dawn” kommt der Einfluss von erstgenannter Band deutlich zum Vorschein, während “Flame” so retro-proggig wie nie zuvor im Hause TANITH klingt.

Was bei “In Another Time” schon für jede Menge Spaß gesorgt hat, macht auch “Voyage” zu einem sehr angenehmen Erlebnis: Man kann hören, dass Tippins auch bei SATAN zu den kreativen Köpfen gehört. “Adrasteia” könnte beispielsweise auf deren Debüt “Court In The Act” stehen und auch in “Mother Of Exile” und “Snow Tiger” kann man die markanten Gitarrenfiguren des sympathischen Briten gut am Stil erkennen. Durch die konstanten Verweise in Richtung Proto Metal und Prog (BUDGIE, HAWKWIND, RAINBOW, WISHBONE ASH und wie sie alle heißen winken ebenfalls permanent mit dem Zaunpfahl) und den Wechselgesang zwischen Cindy und Russ grenzen sich TANITH aber gekonnt von SATAN ab, sodass hier eine eigenständige, originelle Band ihr zweites Album herausbringt – und eben nicht ein überflüssiges Nebenprojekt irgendeiner abgehalfterten NWOBHM-Ex-Legende.

Mit “Voyage” geht die Reise in eine andere Zeit weiter

Zum Debüt schrieb der geschätzte Kollege Sven noch, “In Another Time” sei ein Fenster in eine andere Zeit. Das gilt prinzipiell auch für “Voyage”. Es ist purer vertonter Eskapismus; eine Traumreise durch Welten, wie sie von Robert E. Howard, J. R. R. Tolkien oder Michael Moorcock beschrieben wurden. Gleichsam geriert “Voyage” nie zu einer verkopften Reißbrett-Arbeit. Zu jeder Sekunde kann man der Band den Spaß, den sie beim Erschaffen des Albums hatte, als echte Proberaumarbeit anhören. TANITH machen Rock wie er seit eh und je sein sollte: atmosphärisch dicht, emotional aufgeladen und ansprechend wirkend sowohl für Herz als auch Kopf. Chapeau!

14.04.2023

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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