Herzlichen Glückwunsch zum 50., TANGERINE DREAM! Ihr Album „Quantum Gate“ ist das Präsent zum halben Jahrhundert musikalischen Schaffens. Falls es weiteren Menschen so geht wie der kulturbanausenden Rezensentin: TANGERINE DREAM sind ein 1967 in (dem damaligen West-)Berlin gestartetes Instrumental-Elektro-Projekt, das mittlerweile auf sieben Grammy-Nominierungen und über 100 Studioplatten zurückblickt. So lange am Ball zu bleiben, ist definitiv eine Leistung.
Vor seinem Ableben legte Gründungsmitglied Edgar Froese 2015 den Grundstein für dieses Album. Das von ihm verfolgte Konzept, Quantenphysik und Philosophie musikalisch einzukleiden, führten die übrigen Bandmitglieder Hoshiko Yamane, Thorsten Quaeschning und Ulrich Schnauss fort. Das Resultat sind beinahe 74 Minuten sphärisch-meditative Klänge. Diese rinnen der Rezensentin zunächst eher pflichtschuldig denn interessiert ins Ohr. Aber „Quantum Gate“ verfehlt sein Anliegen nicht und kreiert Stimmungen. Zwar kann man sich nach der ersten Dreiviertelstunde beim besten Willen nicht an das vergangene Gehörte erinnern. Dafür nehmen TANGERINE DREAM den Hörer bei den Schultern und stellen ihn je nach Belieben in eine andere Ecke – pulsierend und beschwingt, melancholisch und besonnen, ausgelassen und unernst. Das ist ziemlich stark, vor allem, wenn der Hörer für elektrolastiges eigentlich so gar kein Faible hat.
Die Palette der Elemente ist breit gefächert und doch schlecht greifbar. Ein Versuch: Es piepst („Sensing Elements“), es disco-beatet („Its Time To Leave When Everyone Is Dancing“), es synthie-klimpert und geigt („Genesis Of Precious Thoughts“). Nicht immer mit der größten Abwechslung, aber doch mit feinen Nuancen. Zur genaueren Analyse sei so ziemlich jedem, der seine musikalische Filterblase auch mal platzen lässt, geraten bei den nächsten freien anderthalb Stunden unvoreingenommen einen Durchlauf „Quantum Gate“ zu wagen. Spätestens danach meint man zu wissen, weshalb TANGERINE DREAM auf eine derartige Historie zurückblicken können.
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