Take Shit - Neue Scheisse - Alte Maenner
Review
Ein Verriss bei so einem Band- und Albumnamen ist schon fast wieder langweilig, und am Ende steht mir die Band lachend mit einem „Du hättest nur den Titel der Scheibe lesen müssen!“ gegenüber. Daher machen wir’s auch völlig anders und ich versuche diese Rezension möglichst binnen der nächsten 10 Minuten fertig zu haben. Und warum gerade 10 Minuten? Weil ich glaube, dass dies auch in etwa die Zeit war, die die Band über dem Album gesessen hat.
Drei Minuten hat man gebraucht um die Gitarren- und Bassparts zu komponieren. Da man sich in dieser Zeit nicht so extremst anstrengen wollte, kombinierte man einfach stumpfe Chords übereinander und wechselte sie Takt für Takt ab. Ab und zu blitzt auch ab und zu mal etwas durch, das man mit einem zugedrückten Auge als ‚Riff‘ bezeichnen könnte, aber ich bin sicher dass jene Ausrutscher so nicht geplant waren. Klassische Akkorde kann die Band schließlich auch nicht spielen.
Weitere zwei Minuten gingen drauf, um den Drumcomputer zu programmieren. Davon dienten die ersten anderthalb allein dem Versuch etwas mit Hand und Fuß aus der Konsole zu quetschen, was schließlich aber zugunsten eines klirr-klirr-tseng Gefiepes aufgegeben wurde. Vielleicht hat man Punkfans aber auch nicht zugemutet, mehr als einen verschiedenen Rhythmus auseinanderhalten zu können.
Eine Minute hat die Band fürs Schreiben der Texte gebraucht. Davor muss sie sich wohl vor’m Arbeitsamt mit Bohnensuppe und Adelskrone Mut angesoffen haben (mit anschließender Analsexorgie), denn im Endeffekt handeln die einzigen eigenständigen Wortkombinationen von Flatulenzen, Beamten, sowie heftigen Penis- und Analausgangschmerzen. Sehr heftigen. Das tut Sänger Alex ganz schön weh. (Hintergrundchor: Das tut ihm weh, das tut ihm weh.)
Eine weitere Minute muss die Produktion gekostet haben, die gewöhnlichen Bands wohl als rough mix noch zu schlecht gewesen wäre. Und das schreibe ich hier nicht um diesem Review krampfhaft einen Unterhaltungseffekt zu geben – selbst in mit Heizungskörpern verkleideten Garagen kriegt man einen vernünftigeren Sound auf einen Casio Kassettenrekorder hin, als TAKE SHIT ihn hier auf Platte brennen. Nunja, aber irgendwas muss halt dran glauben, wenn man 17 Platten in 6 Jahren veröffentlicht.
Drei Minuten hat dann jenes im Booklet als „Scholle“ bezeichnete Wesen für das Coverartwork gebraucht. Warum so viel? Die Grafik ist (im Gegensatz zum Booklet – eine Minute) zumindest nicht grobkörnig, verwaschen oder pixelig (Paint für Windows lässt grüßen). Schöner wäre sie allerdings geworden, hätte man sie einfach weiß gelassen. Oder man hätte der Werbeflyer von Nix Gut Records als Booklet holen können, dann hätte es vielleicht auch eher mit dem Plattendeal geklappt. Eventuell eine Idee für zukünftige Veröffentlichungen, denn wer weiß wie lange Nix Gut noch ihr Logo auf diese CDs pressen will.
Leider hat dieses Review dann doch länger als 10 Minuten gedauert, und die Band kann triumphal behaupten, mir erfolgreich Zeit gestohlen zu haben. So wie jedem anderen Redakteur oder Käufer. Vielleicht kann die Truppe aus Gera irgendwann all diese Zeit in einem Kanister sammeln, und sich von ihr ne vernünftige Produktion leisten – an allem anderen ist eh Hopfen und Malz verloren.