Tactile Gemma - Tactile Gemma

Review

Bei Tactile Gemma handelt es sich um ein gemeinsames Projekt von Rune Sörgård, welcher für die gesamte Instrumentierung sorgt, und den beiden Schwestern Monika und Ann-Mari Edvardsen, jeweils bekannt durch die Sangeskünste bei Atrox und The 3rd And The Mortal. Angesichts dieses personellen Backgrounds dürfte klar sein, daß es sich hier nicht um ein gewöhnliches Werk handelt, das sich in gängige Genreschubladen zwängen lässt. Die Musik basiert fast ausschliesslich auf Synthies, Elektrosounds und Drumloops und verbreitet eine dichte wie auch eigenartige Atmosphäre. Diese biete die beste Grundlage für die Schwestern Edvardsen ihre Gesangsfähigkeiten zur Schau zu stellen. Die Bandbreite geht von theatralisch, orientalisch bis vollkommen abgedreht a la Björk. Auch stilistisch liegt der Vergleich zu Björk nahe, wobei allerdings Tactile Gemma stellenweise noch eine Spur sperriger klingen, weil komplett auf Pop-Appeal verzichtet wurde. Aber wer die neueren Outputs von Atrox und The 3rd And The Mortal gewohnt ist wird kaum etwas anders erwartet haben. Der treibende Opener „Chimeras“, das verträumte „Blackberry Jam“ und das mit wundervollen Harmonien ausgeschmückte „Mellow Pillow“ dürften noch am zugänglichsten sein. Ansonsten verlieren sich die viele Songs (wohl auch gewollt) in seltsame, trippige Klangcollagen, was dieses Album zwar stellenweise zu einem schwerverdaulichen Brocken macht, aber auch zu etwas Besonderem. Manche Titel („Creepy Crawlies“, „Through Your Eyes“) dürften nur schwerlich nachzuvollziehen sein, aufgrund eines fast „hörspielhaftigen“ Charakters. Diese CD verlangt in der Tat dem Hörer einiges an Geduld ab. Aber wer ungewöhnliche Klangsphären sucht wird von Tactile Gemma’s Wolke schnell eingehüllt. Da dieses Album an keinen gängigen Maßstäben gemessen werden kann, erübrigt sich eine Punktevergabe. Dieses Album sollte man selbst ‚erleben‘. Wer also auf experimentelle und amosphärische Klänge steht, sollte hier sein Ohr dranlegen.

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08.11.2001

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2 Kommentare zu Tactile Gemma - Tactile Gemma

  1. LiV sagt:

    Dem Review ist nichts mehr hinzufügen. Es könnte Björk meets The 3rd And The Mortal sein oder eine metallische Version von Portishead. Hier vermischen sich poppige Sounds mit melancholisch, metallischen Tönen. Wahrer Crossover eben, nicht nur für Metaller! Sehr schöner Ergebnis 🙂 liv

    9/10
  2. stativision sagt:

    stimmlich ist die cd sehr gut bis herausragend – wenn die beiden schwestern nicht unbedingt versuchen, wie björk oder orientalisch zu klingen (an die originale kommen sie nämlich nicht heran). aber der instrumentelle hintergrund ist zwiespältig, mal verkleistern keyboards das songgerüst zuviel, mal klingt das programming wie von vorgestern. vielleicht hätte der werte rune sorgard doch nicht alles in seine eigene hand nehmen sollen – von den trip hop und electronica grössen ist der mann nämlich noch ne ecke entfernt. im direkten vergleich zur neuen third and the mortal gibt es für mich keinen gewinner (obwohl die demotracks am ende der Tactile gemma fantastisch sind). ich könnte ja jetzt das ding mit den summen und dem ganzen hier verbraten, aber da täte man den beiden bands unrecht, denn sowohl in third and the mortal, als auch in tactile gemma steckt zuviel potential.

    7/10