System Of A Down - Hypnotize

Review

Warum veröffentlicht eine Band innerhalb von sechs Monaten zwei Alben? Der Grund, dass der überforderte Rezipient sich zeitversetzt mit dem Material auseinandersetzen sollte, um das Schaffen von SYSTEM OF A DOWN in seiner Gesamtheit zu verstehen, scheint nach der Erscheinung von „Hypnotize“ sowohl in qualitativer als auch quantitativer Hinsicht blanker Hohn für den Zuhörer zu sein. Dieser darf als Dankeschön für jedes nicht länger als 40 Minuten dauernde Album den vollen Preis hinblättern.

Gemäß der Zeilen „that if we fall, we all fall, and we fall alone“ aus dem wie eine Testosteron-getränkte Büffelherde lospreschenden Opener „Attack“ treten mit „Hypnotize“ bereits erste Abnutzungserscheinungen einer Band auf, die seit ihrem Debüt Maßstäbe für dynamischen, aggressiven, innovativen und ausdrucksstarken Sound gesetzt hat. Dass ein SYSTEM OF A DOWN Album für seine Verhältnisse, ich betone noch einmal: für seine Verhältnisse mit solch einer Belanglosigkeit an einem vorbeizieht, hätte vor einiger Zeit noch als undenkbar gegolten. Genau da setzen die ersten Songs an, die alleine durch hyperaktives Blastbeat-Geballer den Versuch unternehmen, Härte zu erzeugen, um dann wieder in die typischen Tranqillo-Momente abzutauchen („Dreaming“), aber nicht entscheidend zupacken.

In dieses Schema passt die unerträglich langweilige erste Single. Der Titelsong behelligt durch apathisches Wiederholen der immer gleichen Textstellen, gewürzt durch lethargisch dargebotene Melodien – steht aber auch dafür, dass ein Song sich im Kontext des Albums besser anhören kann, als isoliert betrachtet. Dem Lied in nichts nachstehen wollen die lustigen, aber musikalisch wenig gehaltvollen Stücke „Vicinity Of Obscenity“ und „She’s Like Heroin“ ebenso wie das schnelle aber doch schleppende „Stealing Society“, das neben den schweren Gitarren teilweise ein Rock’n’roll Feeling versprüht. Auch hier fällt auf, dass Daron es im Vergleich zu seinem „Duettpartner“ stimmlich immer noch nicht wirklich bringt. Er sollte sich eher als eine gute Ergänzung sehen…aber das muss nicht weiter erwähnt werden.

Auch wenn „Holy Mountains“ etwas zu lang geraten ist und man Ähnlichkeiten zu „Aerials“ nicht verleugnen kann, so entwickelt es zum Ende hin eine schöne Eigendynamik und ist das bis dato zweitlängste Lied SYSTEM OF A DOWNs. Doch letztendlich muss der Dank dem genialen „Soldier Side“ gelten, das durch eine packende Melodie und einer todtraurigen Stimmung seine eindringliche Botschaft verbreitet, um zur Mitte hin in das Intro von „Mezmerize“ zu münden. Ein versöhnliches Ende eines wenig (be)greifbaren Albums, das zwar in der selben Session wie sein Vorgänger geschrieben wurde, doch eine ganz andere, weniger eingängige Stimmung verbreitet…und weniger überzeugt, da gute Ideen vorhanden sind, doch selten durchgängig über Songlänge überzeugen.

„They were crying when their sons left, god is wearing black, he’s gone so far to find no hope, he’s never coming back…”. Schwache sieben Punkte.

22.11.2005
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