Synthetic Breed - Perpetual Motion Machine

Review

Irre, einfach nur irre. Da passt man mal ein paar Wochen nicht auf seine Australier auf, und schon veröffentlichen sie ein neues Album. Ich habe es um ein knappes Jahr verpasst, weil ich Frickler ehrlich gesagt nicht auf der Rechnung hatte, immerhin sind seit „Catatonic“ schon einige Jahre ins Land gezogen.

Schön aber, sie endlich wieder in Action zu sehen! Und was sie auf „Perpetual Motion Machine“ bieten, verursacht schon fast Kiefersperre vor Erstaunen. „Catatonic“ war seinerzeit schon ein Brett vorm Herren, aber mit ihrem neuen Werk haben sich SYNTHETIC BREED extrem gesteigert. Der Cyber-Maschinen-Koloss, bei dem sich einst MESHUGGAH-Chaos und FEAR FACTORY -Industrial die Klinke in die Hand gaben, wurde mächtig aufgetunt, der Sound merklich differenziert. Es sind vor allem die reiferen, vielschichtigeren Songs, die „Perpetual Motion Machine“ ausmachen.

Haftete „Catatonic“ bewusst etwas sehr Kaltes, Steriles und Künstliches an, offenbaren schon die warmen Farben des Covers den Richtungswechsel, hin zu atmosphärischen und vor allem melodisch starken Songs, die trotz dieser Öffnung zu mehr Harmonie nichts von ihrer Brachialität einbüßen. Schon der erste Song „Resilience“ mit klarem Chorusgesang lässt da die Ohren schlackern. Das alte Bild der riesigen, erbarmungslosen Rhythmusmaschinerie des Vorgängers weicht einer eigenartigen Lichtgestalt, die nahezu übermächtig ihre Flügel über dem Horizont ausbreitet. „Oblivion“ bestärkt dieses Bild durch seinen fast göttlichen Einstieg und Chorus.
Weitere Einschläge in dichter Folge – mit „Molecular Self Assembly“ positionieren sich SYNTHETIC BREED dann endgültig in der neuen Nische des Djent. Man hört zwar immer noch unverändert die Pionier-Schweden als deutlichste Einflußgeber heraus, doch Mastermind Vincents Gitarrenspiel hat sich hörbar verfeinert. Werden die bisherigen Trademarks – polyrhythmisches, progressives Metalchaos – weiterhin gepflegt, so ist es doch vor allem der Klang der Saiten, der sich im Laufe der Jahre entschieden weiterentwickelt zu haben scheint, und SYNTHETIC BREED einen spürbar eigenen Stempel aufdrückt.

Angefeuert dadurch kommt es dann zu Höhenflügen wie in „Narcissistic Indulgence“ oder dem düsteren Rifforkan „Mirrored Reflections“ – ganz unscheinbar braut er sich in der Ferne zusammen, flüsternde Stimmen zeugen vom nahen Unheil und dann bricht das Inferno los – was für ein höllisch guter Song! Würde man es übel mit den Australier meinen, könnte man fast sagen, dass allein solch ein Song fast ihr gesamtes Schaffen in den Schatten stellt. Ebenso neu und früher undenkbar das anschließende Instrumental „Afflictions of Advancement“, mit dem die Band ein weiteres Tor aufstößt, um das eigene Spektrum zu erweitern. Schade, dass es nur ein kurzes Intermezzo ist.

Was neben allen kompositorischen und instrumentalen Neuerungen allerdings genauso entscheidend ist und schon in der ersten Sekunde des Albums auffällt, ist die Produktion. War „Catatonic“ teilweise etwas dumpf und erschlagend, ist das Klangbild nun deutlich dynamischer, differenzierter und dadurch auch wesentlich intensiver.

SYNTHETIC BREED haben einen echten Quantensprung hingelegt, vor dem man nur den Hut ziehen kann. Mit „Perpetual Motion Machine“ spielen sie ohne Zweifel in der ersten Liga technisch anspruchsvoller Metalbands mit – und der einzige Grund, warum sie es als Australier weiterhin schwerer haben werden, als ihre Kollegen in den USA oder Europa, ist, dass Flugbenzin immer noch kein Inklusivbestandteil von Plattendeals ist. Dabei würde sich die Tour um den halben Globus mehr als lohnen!

08.09.2011
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