Sind wirklich schon wieder vier Jahre ins Land gezogen, seit uns SYMPHONY X mit ihrem letzten Meisterwerk „Iconoclast“ beglückt haben? Andererseits sind vier Jahre aber genau die richtige Zeitspanne, um ein Album der amerikanischen Prog-Metaller in all seinen Facetten vollends zu erfassen. Vorab sei verraten, dass gleiches auch für das neue Album „Underworld“ gilt. Fast wäre die Platte allerdings an einer hohen Wertung vorbei gerauscht.
Auch im Fall von „Underworld“ muss man Zeit mitbringen, um alle Aspekte der Scheibe auf sich wirken zu lassen. Ich gebe zu, dass die ersten drei Durchläufe mich ein wenig enttäuscht haben. Oberflächlich, wohl gemerkt. Kurze Pause von zwei Tagen, danach weitere Durchläufe und siehe da: sie killt doch. Das Intro „Overture“ haut mich zwar nach wie vor nicht vom Hocker, aber schon das folgende „Nevermore“ zeigt die Band in Höchstform. Aberwitzige Gitarrenläufe treffen auf eine der besten Rhythmusfraktionen der Gegenwart und über die Stimme von Russel Allen muss man wahrlich keine Worte mehr verlieren. Neben Bruce Dickinson vermutlich der talentierteste Shouter der Szene. Auch der sich anschließende Titeltrack schlägt in dieselbe Kerbe und lässt dem Zuhörer kaum Zeit zum Atmen, wobei man anmerken muss, dass diese beiden Nummern für SYMPHONY X-Verhältnisse schon sehr straight gehalten sind. Wer jetzt denkt, Michael Romeo würde es seinen Fans zu einfach machen, der sieht sich getäuscht. Mit der vorab veröffentlichten Single „Without You“ treten SYMPHONY X zunächst ein wenig auf die Bremse und driften schon beinahe in kommerzielle Gefilde ab, nur um den Hörer direkt danach mit dezenten Black-Metal-Elementen in „Kiss Of Fire“ zu überraschen. Es ist also quasi alles wie immer im Camp der US-Amerikaner. Die Band hat ihren eigenen Stil schon lange gefunden, kommt aber nie in die Verlegenheit, so etwas wie Routine oder gar Langeweile entstehen zu lassen. Dafür sind auch die Kompositionen auf „Underworld“ zu ausgewogen, zu packend und immer am oberen Limit des Machbaren angesiedelt. Und doch gibt es kleinere Änderungen im Sound der Band: Die Düsternis, die die letzten Platten noch innehatten („Paradise Lost“ mehr, „Iconoclast“ weniger), ist wieder deutlich zurückgefahren worden. Zeitweise fühlt man sich von der Atmosphäre auf „Underworld“ an die frühen Werke der Progressive Metaller erinnert.
Es gibt wohl kaum eine Band, die in so einer Regelmäßigkeit in der Punkteskala ganz oben wiederfindet. Der Grund hierfür ist einfach: SYMPHONY X schreiben technisch sehr anspruchsvolle Songs, die aber immer fokussiert und nie zerfahren klingen. Das über neun Minuten lange „To Hell And Back“ hat einen ebenso erkennbaren roten Faden wie das abschließende, mit europäischem Power Metal flirtende „Legend“. Da passt auch das balladeske „Swan Song“ ins Bild und fällt sogar einem notorischen Balladenhasser wie mir positiv auf.
Im Umkehrschluss heißt das: SYMPHONY X haben wieder einmal alles richtig gemacht und eine bärenstarke Platte veröffentlicht, die trotz ihrer Musikalität auch eingängige Melodien und Refrains nicht vernachlässigt. Ich frage mich ernsthaft, wo es in Zukunft mit Michael Romeo, Russell Allen und ihren Jungs hingehen soll. Bei der durchgängigen musikalischen Qualität kann das Ziel eigentlich nur der Thron auf dem Metal-Olymp sein. „Underworld“ jedenfalls ist eine wunderbare Platte, der man mit Respekt und Zeit begegnen sollte, dann dürfte kein Fan der Band enttäuscht sein.
Neben Fates Warning etwas vom Besten der letzten Jahre, ueber weite Strecken dominiert beinharter technisch hervorragend gespielter Powermetal , nur wenige Stuecke gehen in die progressivere Richtung, gleich wie bei Fates Warning stammt der brettharte Mix von Jens Bogren. Anspieltipps legend und kiss of fire.
…..So through the flame I call your name…..