SYLVAN bieten mit „One To Zero“ den Nachfolger von „Home“ und folgen damit ihrer Tradition, in sich geschlossene Konzeptwerke zu schaffen. Wer besagten Vorgänger noch ein wenig im Ohr hat, weiß im Grunde auch schon, wo die Reise musikalisch gesehen hingeht. Das ist schon ein bisschen schade, denn „One To Zero“ handelt von einer künstlichen Intelligenz, die geschaffen worden ist, um die Menschheit zu retten.
Dass das Album daher so konventionell nach neueren SYLVAN klingend daher kommt und wenig mit der inhaltlichen Sci-Fi-Komponente spielt, abgesehen von einigen futuristisch anmutenden Synthesizern z. B. in „Go Viral“ oder im Rausschmeißer „Not A Goodbye“, grenzt an verschwendetem, lateralen Storytelling-Potential, zumal ein härterer Sound der Marke „Posthumous Silence“ hier viel besser gepasst hätte als das sanfte, poppige Art-Rock-Klanggewand.
SYLVAN hätten bei „One To Zero“ mit einem intuitiveren Sound ein deutlich intensiveres Ergebnis erzielen können
Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, da die Hamburger immer noch einen guten Job darin machen, ihr Album zumindest zugänglich zu halten. Kleinere Prog-Kniffe wie synkopierte bzw. krumme Takte sowie interessant inszenierte Kontrapunkte werden hier und da eingestreut, die instrumentalen Arrangements sitzen wie angegossen und über allem thront der angenehme Gesang von Marco Glühmann.
Vereinzelt kommen rockigere Cuts zum Vorschein wie in „Start Of Your Life“, die allerdings nicht zu hart ausfallen, sondern konsistent im poppigeren „Home“-Terrain verankert sind. „One To Zero“ als Pop-Rock-Scheibe abzutun ist deshalb natürlich noch lange nicht adäquat, da das Songwriting fernab knackigerer Nummern wie eben „Start Of Your Life“ hin und wieder mal einige instrumentale Schlenker einlegt und von der Arrangement-Magie von Volker Söhl profitiert.
Das Album stellt aber immer noch klangliche Qualitätskost aus dem Hause der Hamburger dar
Es ist eben einfach der insgesamt sanfte Sound, der wenig intuitiv an die zentrale Thematik von „One To Zero“ denken lässt. Wie bereits erwähnt ist das Meckern auf hohem Niveau, da man sich mit allzu viel Sci-Fi-Gedudel schnell in unsagbar käsiges Territorium verrennen kann. Aber SYLVAN kann man durchaus das Feingefühl zusprechen, so etwas hinzukriegen. Insofern ist „One To Zero“ ein kleines bisschen zu safe komponiert für das, was man den Hamburgern zutrauen kann.
Nichtsdestotrotz hat die Band jedoch ein angenehm hörbares Scheibchen geschaffen, das vor allem diejenigen anspricht, die ihr musikalisches Storytelling etwas sanfter inszeniert bevorzugen. An den Arrangements kann man sich kaum satt hören, der lt. Booklet als „Very Special Guest“ integrierte Gitarrist Jonathan Beck webt immer wieder elegante Gitarrentupfer in das filigrane Klanggewand ein und die transparente Produktion rundet das Vergnügen ab. Wer genau das bei SYLVAN sucht, wird also auch fündig.
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