Drei Jahre hat es gedauert, bis SYLOSIS ihren „Monolith“-Nachfolger „Dormant Heart“ an den Mann und die Frau bringen, die sich gern mal die Rübe mit modern angehauchtem melodischem Death und Thrash Metal abdrehen lassen. Und „melodisch“ kann ernsthaft unterstrichen werden. Schon der Opener „Where The Wolves Come To Die“ kommt mit ausgeprägten Melodien daher und bleibt trotz gutem Midtempo-Riff eher gemächlich. Natürlich handelt es sich bei nahezu jeder SYLOSIS-Nummer um extremen Metal, doch die Songstrukturen zeugen ausnahmslos von reichlich Bedacht, liefern Variation, wo es nur geht, und strahlen zwischen Stampfen und Sägen auch immer konsequent harmonisch. „Victims And Pawns“ lässt dann aber die Thrash-Keule und ganz sicher auch einige Matten kreisen. Schnelles Stakkato-Riffing mit gelungenen Auflösungen wechselt sich mit feiner Soloarbeit ab, die Tempodrosselung zur Mitte leitet einen äußerst epischen Part ein. Stimmlich bleibt man vorwiegend im gutturalen Bereich, nur dezent schleicht sich hier eine cleane Zweitstimme ein. Der Track allein hat so viele Facetten, dass man ihn gleich mehrmals hören sollte.
Schon an dritter Stelle wird der Titelsong präsentiert. Eine Überraschung, denn das Teil langweilt mit einem Riff, das an einen stinknormalen und damit abgenutzten Breakdown erinnert. Mit der später einsetzenden Fahrtaufnahme wird auch „Dormant Heart“ besser – im Hintergrund, wiederum wenig überraschend, schlängeln sich Harmonielinien durchs Lied. Hochgeschwindigkeit können SYLOSIS auch – wird dann auch direkt im hinteren Drittel von „To Build A Bomb“ bewiesen, wo Gitarrenraserei und wilde Soli wahrlich zu einer explosiven Melange verschmelzen – groß! Technisch versiert? Auch das! „Overthrown“ verbirgt illustre Frickelmomente und erinnert nicht nur kurz an MACHINE HEAD. Die mittig platzierte cleane Gesangspassage verweist auf die phasenweise moderne Ausrichtung der Engländer. Um den Variationskreis zu schließen, geht „Leech“ wieder drastisch mit dem Tempo runter.
So geht es auch im weiteren Verlauf von „Dormant Heart“ weiter, bis der Abschlusstrack das Album verblüffend balladesk zu Ende wiegt. Weil die Marschrichtung recht stringent und somit ohne nennenswerte Tempowechsel daherkommt, ist das Lied allerdings um die fünf Minuten zu lang. Mit wem kann man SYLOSIS noch vergleichen? THE HAUNTED bieten sich wohl an. Grundsätzlich geht man jedoch so eigenständig zu Werke, dass man sich spätestens mit dem in Kürze veröffentlichten vierten Album eine deutliche Daseinsberechtigung im modern-melodischen Extrem-Sektor erspielen wird. Das allerdings, ohne Bäume auszureißen – sollte auch nicht unerwähnt bleiben.
Ich würde sogar noch mindestens 1 Punkt mehr geben: Ergreifend (diese Gitarren, Gänsehaut!) und gewaltig (der Gesang in Kombi mit den Thrash-Elementen, herrlich!), für mich ist das echt SYLOSIS beste Platte bisher!
Jop, 8 von 10 sind auf jeden Fall drinnen. Eine hohe Anzahl an guten bis sehr guten Songs. Hervorheben möchte ich hier besonders den Titeltrack (von wegen langweilig!), Mercy und To build a Tomb. Lediglich die ein oder andere eher langweilige Nummer (Harm, Servitude) verhindern bei mir eine noch höhere Wertung. Nach Monolith die gelungenste Scheibe von Sylosis!
Ich höre dieses Album seit über einem Jahr immer wieder weil ich diese Gänsehaut-Momente einfach nicht bei vielen Alben bekomme, hier aber fast bei jedem Lied. Ich liebe dieses Album. Wenn ihr das jetzt lest und euch denkt, aber die Band … ist doch viel geiler, dann schreibt doch bitte einen Kommentar, weil ich im modernen Trash-Metal bis jetzt kein geileres Album gehört habe.