Sylar - To Whom It May Concern

Review

SYLAR, oder besser gesagt: Die fünf Mannen rund um SYLAR bieten eine fette Portion New York City-Elektro-Hardcore-Metalcore-Nu-Djent-Metal-Mischmasch – oder auch: Unterhaltungselektronik. Oder Elektronikunterhaltung? – Auf jeden Fall ganz schön aus der Büchse.

„To Whom It May Concern“ startet mit einem aufbauenden Intro und nach diesem gibt es auch schon in die musikalische Fresse. „Prescription“ ist der Ohrwurm der Platte und beinhaltet alles, was SYLAR wirklich gut können: Melodische Leads, Growls und Clean-Gesang, vor Allem aber eingehende Loops. „Substance“ und „Golden Retreat“ bieten zudem auch etwas atmosphärische Abwechslung und das Album ist mit knappen 38 Minuten Spieldauer recht schnell vorbei.

Es gibt viele CDs, die erst wirken müssen und in welche man sich erst nach und nach hineinfindet. Bei „To Whom It May Concern“ war es – gelinde gesagt – anders herum: Beim ersten Song hing mir die Kinnlade auf halb zehn, gegen Ende blieb das Palmface nicht ganz aus. Das liegt hauptsächlich daran, dass „Two-Timer“ und „Never Let It Go“ wie absolut identische Lieder in lediglich unterschiedlichen Tonlagen klingen, und daran, dass auch die verwendeten Elemente besorgniserregende Ähnlichkeiten aufweisen, zumal „Never Let It Go“ auch genau so auf LINKIN PARKs „Meteora“ veröffentlicht hätte werden können. Dieser Song passt nicht einmal im Hinblick auf eine mögliche Ballade als Ausrede auf dieses Album und davon abgesehen wird das Ganze leider recht schnell eintönig: Man startet hart und schnell, nimmt den Fuß vom Pedal, baut atmosphärische Parts mit ein, um dann wieder volle Kanne durchzustarten. Unterstützend gibt es rohe Growls, dann Cleangesang, Breakdowns, Growls, Cleangesang, Breakdowns und zum Schluss atmosphärisches Gedudel. Dieses Muster gilt nahezu für alle Songs und beim einen oder anderen stimmlichen Abkotzen will man die Hand ausstrecken, um die dabei ausgespuckte Lunge aufzufangen. Die rohen und depressiven Hasstiraden passen teilweise nicht zum melodischen Schönwetter-Refrain, der eher an DEAD BY APRIL erinnert und auch die Texte unterstreichen den Hauch von Möchtegern-Bösartigkeit, unter anderem mit wenig aussagekräftigen „I’m sick, I’m fucked, I feel no pain. I’m sick, I’m fucked, I feel no pain. I’m sick, I’m fucked, I feel no pain. I’m sick, I’m fucked, I feel no pain.“ (Ja, wir haben’s jetzt verstanden.)

Nun könnte man zwar sagen, dass diese Kriterien und die damit einhergehende Wertung etwas harsch an das Debutalbum der Jungs herangeht, aber das darf man nicht falsch zu verstehen: Der Grundstein ist gelegt. Das Album ist für ein Erstlingsalbum ganz gut, hat aber definitiv noch mächtig Luft nach oben, vor Allem in puncto Kontinuität. Zwar gefällt, dass SYLAR einen eigenen Stil kreiert haben, jedoch verlieren sie auf „To Whom It May Concern“ stellenweise den Faden und es kommt alles ein wenig nichtssagend und hineingepresst daher. Insgesamt gesehen haben SYLAR aber etwas Interessantes geschaffen, was nicht zuletzt durch die guten Vocals unterstützt wird, und man kann gespannt sein, ob sich da in Zukunft noch etwas tun wird.

20.07.2014

The world is indeed comic, but the joke is on mankind.

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