Syk - eartHFlesh

Review

Es ist eine altbekannte Tragödie. Da mausert sich eine Band – hier SYK – mit einem vielversprechendem Debüt – hier „Pyramiden“ – zu einem Szene-Geheimtipp und dann müssen spielentscheidende Mitglieder aus welchen Gründen auch immer aus dem Lineup ausscheiden. So geschehen bei den gegenständlichen Italienern, die nach Veröffentlichung des besagten Debüts den Abgang von u. a. Dalila Kayros verzeichnen mussten, ihres Zeichens für die klaren Vocals zuständig. Die Band entschied sich trotz dieses einschneidenden Wechsels weiterzumachen, wobei die Growls von Stefano Ferrian nun im Mittelpunkt stehen, während Kayros nur noch Gastauftritte in einzelnen Songs hat.

SYK mussten sich nach einem wichtigen personellen Weggang aufrappeln

Das neue Album „eartHFlesh“, dessen Schreibweise an die Pseudo-Tiefgründigkeit der Emo-Ära denken lässt, ist daher im Kern mehr ein Death-Metal-Album. Zwar schwirren zu dieser Band im Netz viele Prädikate mit dem Prog-Präfix umher, aber eigentlich sind es nur Djent-Light-Riffs, die das Gebotene wie Prog klingen lassen. Wirklich ausgefeilt sind die eh nicht, was ein großes Problem ist, da die Band es liebt, ihre Songs mit diesen Downtuning-Riffs zuzukleistern, die meist nur irgendwelche Intervalle beschreiben. Die klare Stimme von Ferrian, die meist nur im Spoken Word-Modus agiert, lässt auch nicht wirklich aufhorchen, wirklich kriegt das nur Kayros in ihren wenigen Einsätzen hin.

Statt auf Hooks sind die Songs von „eartHFlesh“ aber ohnehin mehr auf Atmosphäre ausgerichtet. Deswegen spielen die flächigen Gitarren oftmals einfach nur Intervalle hoch und runter, deswegen schmeißen SYK gerne längere Sustain-Licks in ihre Songs hinein, deswegen tauchen gelegentlich ominöse Synths auf und deswegen ist alles so repetitiv geschrieben. Man möchte auf „eartHFlesh“ bedrohlich und monströs klingen, aber das ganze entpuppt sich aufgrund der Repetition als Sturm im Wasserglas. Die Produktion klingt insgesamt etwas zu trocken und nicht massiv genug und die Riffs nutzen sich nach kurzer Zeit ab, mal ganz davon abgesehen, dass rhythmisch kaum was interessantes bei den Klampfen passiert.

Das Ergebnis „eartHFlesh“ lässt jedoch zu wünschen übrig

Normalerweise ist unsereins ein großer Fan von derart lateralen Songs im Death Metal, siehe die jüngst eingeschlagenen REPLICANT. Aber bei SYK passiert insgesamt zu wenig, um diesen Songwriting-Stil zu rechtfertigen. „eartHFlesh“ leidet schlicht am eigenen, drögen Gleichklang, da die Saitenfraktion Ferrian/Cravini wenig mehr aus ihrem Fundus herausholt als die beschriebenen Pseudo-Djent-Riffs. Es gibt kaum Arpeggios, die Palm Mutes kommen aufgrund der trockenen Produktion mit zu wenig Druck herüber und die höheren Saiten werden fernab der Soli größtenteils stiefmütterlich übergangen – „The Sermon“ und „For To Themselves I Left Them“ bilden bisweilen gelungene Ausnahmen, wenn auch nur passagenweise.

Positiv zu erwähnen sind außerdem Ferrians Growls sowie die Momente, in denen Kayros noch einmal zum gesungenen Wort kommt. Letztere sind Lichtblicke, in denen die Monotonie merklich aufgebrochen wird, zumal ihre Stimme wirklich was für sich hat. Das wirft die Frage auf, warum die Italiener nach ihrem Weggang nicht für Ersatz gesorgt haben, denn die klaren Gesänge bringen bitter nötige Abwechslung hier rein. Hiermit darf sich die Band dringend zurück ans Reißbrett beordert fühlen, um an ihrer Identität zu feilen, denn über weite Teile der Spielzeit fehlt diese Abwechslung. In seiner jetzigen Form langweilt „eartHFlesh“ nur.

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14.05.2024

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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