Die Schweizer Cyber-Metal-Fraktion SYBREED legt mit „God Is An Automaton“ ihr mittlerweile viertes Studioalbum vor. Nachdem mich der letzte Output der Truppe nicht wirklich vom Hocker gehauen hatte, nehme ich beim ersten Durchlauf wohlwollend zur Kenntnis, dass man sich wieder etwas geradliniger und strukturierter präsentiert. Nichts gegen Experimente, aber für meinen Geschmack hat sich der Vierer mit dem Vorgänger „The Pulse Of Awakening“ das Leben selbst etwas schwer gemacht. Zu zerfahren wirkten die Songs, zu gewollt und verkrampft das Konzept.
Mit „God Is An Automaton“ besinnen sich die Schweizer erfreulicherweise wieder auf ihre Stärken und machen das, was sie am besten können: treibende und ausgeklügelte Modern-Metal-Songs schreiben. Klar ist natürlich: manche werden das Material lieben, andere es aus tiefstem Herzen hassen – was vor allem am super-sterilen Sound und den sehr poppig anmutenden Clean-Gesängen liegt. Andererseits: genau das sind die Trademarks, die diese Band auszeichnen. Und den Eidgenossen gelingt es, das charakteristische und individuelle Flair, welches damals eine Hammer-Scheibe wie „Antares“ auszeichnete, nun wieder auf Platte zu bannen. Fette Industrial-Riffs, vertrackte Zählzeiten, technisch-versiertes Drumming – SYBREED scheinen anno 2012 stärker denn je.
Bereits der Opener „Posthuman Manifesto“ knallt nach kurzem Intro herrlich tight und mit spacigen Synthies aus den Boxen. Sänger Benjam Nominet wandeln gekonnt zwischen aggressiven Shouts und cleanen Melodic-Vocals, die rhythmische Gitarrenarbeit von Klampfer Thomas Betrisey harmoniert perfekt mit dem exakten und klinischen Drum-Stil von Schlagwerker Kevin Choiral. Das folgende „No Wisdom Brings Solace“ weiß mit seinem sehr eingängigen Refrain und viel Industrial-Charme zu gefallen. „The Line Of Least Resistance“ im Anschluss ist mir fast schon eine Spur zu melodisch, allerdings regiert bei „Red Nova Ignition“ dann wieder der Vorschlaghammer, sogar Blastbeats kommen hier zum Einsatz. Weitere Anspieltipps sind neben dem groovigen „Downfall Inc“ das flotte „Challenger“ und das brachiale „A Radiant Daybreak“.
Fazit: SYBREED legen ein überzeugendes Album vor, das seine Stärken vor allem im ersten und letzten Drittel hat. Im Mittelteil hat sich etwas Füllmasse eingeschlichen, so wirkt beispielsweise der Titeltrack etwas uninspiriert. Insgesamt gelungen ist dennoch die Kombination aus schnelleren und groovigen Songs, der Sound ist transparent und direkt, die Synthies allgegenwärtig – aber niemals nervig. In dieser Form muss man mit den Schweizern rechnen, wenn es um die wichtigsten Genre-Veröffentlichungen des Jahres geht. Man darf außerdem gespannt sein, wie sich die Herrschaften auf der anstehenden Tour mit MNEMIC und HATESPHERE live verkaufen.
Dieses Album zeigt die Band von ihrer metallischen Seite und ist, wie beschrieben, deutlich geradliniger. Dabei fehlt es leider an Überraschungsmomenten, an Experimentierfreude, es ist so etwas wie der Standard-Sybreed-Blei-Aufguss, da fehlt das gewisse Etwas. Zu oft bekommt man dort einen Song der gleichen Machart vorgesetz, in welchem viel Potential vergeudet wurde.
Dennoch ist das Album sicherlich ordentlich bis gut und hat ordentlich Dampf unter dem Kessel – daher können Fans der Band, besonders der „metalligeren“, härteren Sachen, gut und gerne zuschlagen. Aber von der Band hätte ich mehr erwartet, das ist dann doch eher Schreddern zum Nebenbeihören – auf gekonnt erwartetem Niveau der Band.
Erwähnenswert sind das gelungene Gitarrensolo – das gabs in diesem Hause vorher noch nicht – und der sehr gelungene Titeltrack, für mich der stärkste des Albums, der nimmt mal etwas Melodie in die Hand. Aber das ist wohl Geschmackssache, ebenso wie mir der Vorgänger deutlich besser gefällt.